Leserbriefe

Sind die 8,5 Millionen Euro wirklich das Ende?

Fritz Eisele, Nürtingen. Zum Artikel „Gemeinderat hat die Kröte geschluckt“ vom 30. Juli. Nach der Sitzung bleibt ein fader Nachgeschmack. In den Stellungnahmen der Fraktionen wurde deutlich, dass die katastrophale Projektplanung den einen oder anderen nicht überzeugen konnte. Eine Diskussion über eine Bestandssanierung als Alternative zum Beschlussantrag der Verwaltung wurde im Keim erstickt und vom OB kategorisch abgelehnt. Zu groß seien die Einschränkungen für das geplante Nutzungskonzept der Volkshochschule.

Ist es in diesen Zeiten leerer Haushaltskassen nicht angezeigt umzudenken und kleinere Brötchen zu backen? Auch der Architekt der verantwortlich für das bisherige Planungschaos ist, musste Argumente liefern, warum eine Sanierung nicht infrage kommt. An einer preiswerteren Lösung ist der Architekt mit seinen hochfliegenden Plänen, die sich als nicht umsetzbar herausstellten, verständlicherweise nicht interessiert.

Nach dem Rathausbau in Wendlingen ist das Hölderlinhaus innerhalb kurzer Zeit das zweite Projekt, das beim Architekturbüro Aldinger aus dem Ruder läuft. Deshalb gilt das Motto: Augen zu und durch – Hauptsache das Honorar stimmt. Bedauerlich ist, dass die Verwaltung nicht ernsthaft prüft beziehungsweise offenlegt, wie hoch die Fördermittel im Falle einer Bestandssanierung wären. Für einen fairen Kostenvergleich ist es notwendig zwischen Variante eins (Umbau, bei dem zwei sogenannte Hölderlinwände stehen bleiben sollen) und Variante sechs (Sanierung im Bestand) einen Preis-/Leistungsvergleich zu erstellen.

Nach uns vorliegenden Informationen werden bei einer Sanierung ebenfalls Fördermittel in ähnlicher Höhe gewährt. Bei der Mehrfachbeauftragung im Jahr 2018 durch die Stadt hat das Nürtinger Architekturbüro Weinbrenner einen überzeugenden Sanierungsvorschlag gemacht, der aber durch das „Haus im Haus“-Konzept vom Büro Aldinger vom Tisch gefegt wurde. Aldinger sicherte zu, sein Konzept für 5,36 Millionen zu realisieren und erhielt daraufhin vom Gemeinderat begeisterte Zustimmung. Bald zeigte sich aber, dass diese Lösung bautechnisch nicht umsetzbar ist. Zudem gab es innerhalb kurzer Zeit drei drastische Kostensteigerungen.

Das noch im Dezember 2019 vom OB gesetzte Kostenlimit von sieben Millionen ist ebenfalls bereits Makulatur. Mit einem Projektpuffer von 0,8 Millionen liegt die Kostenschätzung jetzt bei 8,5 Millionen. Da für 30 Prozent der Baumaßnahmen noch kein Angebot vorliegt, können sich die Kosten durchaus in Richtung zehn Millionen bewegen.

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