Leserbriefe

Sicherheit geht vor

Raimund Popp, Nürtingen. Fast wäre das passiert, was ich immer predige. Beinahe hätte es einen Unfall letzte Woche mit zwei Kindern gegeben. Die Ampel in der Rümelinstraße schaltete rasch um und in der schreckhaften Gelbphase gab der Fahrer schnell Gas, statt zu bremsen.

Selbstkritik, ein Wort, das ich von Nürtingen zum ersten Mal im Juni 2007 gelesen habe. Die Verkehrsschau hatte sich in der Rümelinstraße versammelt und ernsthaft die Situation vor dem Kindergarten begutachtet. Die Aufgabe war es, Sicherheit für die Überquerung zu schaffen. Auch für Kinder! Aber wir haben versagt. Warum? Angebliche Signalwirkungen und Richtlinien. Es geht nicht darum, Tempo 30 oder Fußgängerzonen einzurichten. Nein. Es geht darum, die Sicherheit herzustellen. Die Sicherheit kann auf mehrere Weisen hergestellt werden. Das Wort RiLSA fiel: Richtlinie für Lichtanlagen. Und darin sind die Zähne festgebissen. Für mich als Ingenieur ist eine Richtlinie ein empfohlener Richtwert für die gelbe Umschaltphase und sonst gar nichts. Dem hat auch der anwesende Ingenieur nicht widersprochen. Sollte die Situation anders sein, dann wird die Umschaltung nach den Gegebenheiten angepasst.

Aber was haben wir gemacht? Den Eckwert einer Richtlinie hochgehalten und weiter keine Fragen gestellt, weil man den Konflikt gescheut hat. Wieso kann man eine Umschaltphase in Nürtingen nicht nach der offensichtlichen Notwendigkeit anpassen? Eine selbstkritische Einsicht, dass eine Richtlinie nur eine Richtlinie ist und kein Gesetz! Ich dachte ja, da kommt noch was. Ich dachte, gib der Stadt ihren Frieden und warte auf eine Umgehungsstraße. Abschließend stehen wir dort, wo wir angefangen haben: ich bin der festen Ansicht, dass in den nächsten sechs Jahren ein Kind an diesem Übergang schwer verletzt wird oder noch schlimmer. Über 90 Prozent der Nürtinger wünschen sich mehr Sicherheit vor Kindergärten und Schulen. Die Stadt steht in der Pflicht, ob sie will oder nicht.

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