Leserbriefe

Sensibles Thema auch so beurteilen

Hartmut Schewe, Aichtal-Neuenhaus. Zu den Leserbriefen „Die Ablehnung verstehe ich nicht“ vom 31. Januar, „Organspende und die Begleiterscheinungen“ vom 25. Januar und „Die Befindlichkeit unserer Gesellschaft“ vom 24. Januar. Wie man bei einem solch sensiblen Thema, wie es die Organspende nun mal ist, zu solch verbalen Knüppeln greifen kann! Es seien nur mal zwei aufgegriffen (es sind nicht die schlimmsten): Wenn Herr Eberle von „widerlicher Hetze“ und „Mobbing“ schreibt, möge er doch einfach mal seine eigene Wortwahl überdenken. Ob die Schilderungen der Frau Körner so zutreffen, kann ich nicht beurteilen. Aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, dass Ärzte mit einer Organentnahme fortfahren, obwohl sich der „Tote“ mit Armen und Beinen trotz Narkose dagegen wehrt. Hilfreich wäre auch ein Hinweis, wo solche Dokumentationen zu finden sind.

Mit Sicherheit aber haben die Leserbriefschreiberin und ihr Mann schwere Zeiten durchgemacht. Ich kann das nachempfinden, da mir in einem ganz anderen Zusammenhang ohne das geringste Eigenverschulden Vergleichbares widerfahren ist, ohne mich gegen Willkür wehren und meinem Kind helfen zu können. Mein Mitgefühl gilt der Familie Körner. Obwohl mir solche Nahtod-Erfahrungen bekannt sind, wie von Frau Körner im Falle ihres Mannes beschrieben, sind sie doch extrem selten.

Wesentlich häufiger dürfte das unnötige Sterben von jüngeren Menschen sein, nur weil kein passendes Spenderorgan da ist. Eine Kollegin erhielt von ihrem Bruder eine Niere, die ihr Leben wieder lebenswert machte. Oder denken wir an den damaligen Außenminister und heutigen Bundespräsidenten Steinmeier, der mit einer Niere das Leben seiner Frau rettete. In beiden Fällen war keine andere Spenderniere vorhanden. Ich halte es mit Herrn Haase, der sich für die Widerspruchslösung ausspricht. Mir ist kein überzeugendes Argument bekannt, das dieser Regelung widerspricht. Wie schreibt er so treffend: „Schade, dass der Gesetzgeber diese Chance verpasst hat.“

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