Leserbriefe

Schwarzer Tag

Eberhard Rößler, Wolfschlugen. Zum Tagesthema „Endlich“ vom 2. April. Ich kann die Euphorie von Herrn Hamann nicht teilen. Für mich und viele Stuttgarter und Bewohner der Region ist dies ein schwarzer Tag. Hat man durch den Rücktritt von Herrn Mehdorn auf eine Verschnaufpause gehofft, so ist nun heute im Schnellverfahren Stuttgart 21 endgültig beschlossen worden. Das bedeutet zehn Jahre Bauzeit und eine totale Veränderung des Stadtzentrums. Der denkmalgeschützte Bahnhof wird teilweise abgerissen und mit ihm verschwinden weitere Baudenkmäler. Der Schlossgarten wird durch einen Wall geteilt und etwa 200 Bäume müssen fallen. Nicht bekannt ist, wie die jahrelange Absenkung des Grundwassers auf die weiteren Bäume des Schlossgartens wirken wird, genauso wenig, ob die Mineralquellen tangiert werden.

Das Unglück von Köln zeigt weitere Gefahren auf. Vorbei ist das ebenerdige Umsteigen, was gerade für ältere Leute ein Segen war. Das Warten von Anschlusszügen auf verspätete Züge ist nur noch bedingt möglich. Der einzige Vorteil ist der Gewinn von Bauland im Stadtzentrum. Aber wer weiß, ob nach der Krise dafür noch Bedarf besteht, nachdem zur Zeit alles schrumpft. Wenn man schon Milliarden ausgeben will, so gibt es genügend Möglichkeiten, dies in den Erhalt von Nebenstrecken zu stecken und renovierungsbedürftige Bahnhöfe zu sanieren. Nicht zu vergessen, dass 60 000 Unterschriften unzulässig erklärt wurden und dass dadurch ein Bürgerbegehren verhindert wurde, das vielleicht zu einem anderen Ergebnis geführt hätte. Dies ist ein weiterer Punkt, der zur Politikverdrossenheit führt, wenn sich geschätzterweise 50 Prozent der Bürger nicht mehr von den meisten Parteien ernst genommen fühlen.

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