Leserbriefe

Schlechte Luft und Stochern im Nebel

Sven Ralphs, Frickenhausen. Zum Artikel „Filtern, absaugen, reinigen“ vom 16. Februar. Echte Lösungen zur Luftverbesserung fehlen. Grüne und CDU scheinen vor lauter schlechter Luft im Nebel zu stochern. Als Lösung gegen die schlechte Luft in Stuttgart soll nun also die Luft gefiltert werden. Mit Filterwürfeln, neuen Fassadenanstrichen und mit neuem Asphalt aus Titandioxid, bei dem allerdings noch unklar ist, ob er eventuell gesundheitsschädlich ist. Da wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Bei der Aufstellung neuer Messpunkte soll dazu noch der „rechtliche Spielraum maximal ausgenutzt werden, um möglichst niedrige Werte zu messen“. Jetzt muss man der überforderten Regierungskoalition nur noch mitteilen, dass die Luft dadurch nicht besser wird, nur weil man aufgrund anderer Aufstellung niedrigere Werte misst. Das dies alles keine neuen Maßnahmen sind, wird im Artikel auch gleich noch zugegeben.

Was sollen diese Maßnahmen dann bewirken? Um die Gängelung der Bevölkerung durch Dieselfahrverbote zu beenden, braucht es weiter reichende Ansätze und Anreize, die dafür sorgen, dass der Autofahrer sein Vehikel freiwillig vor den Toren der Stadt stehen lässt. Die „kalte Enteignung“ durch Dieselfahrverbote kann nicht die Lösung sein. Um ein Umsteigen reizvoller zu machen, muss der ÖPNV umfangreich attraktiver gemacht werden. Dies kann zum Beispiel entsprechend dem „Wiener Modell“ erfolgen. Hiernach kostet ein Jahresticket pro Tag einen Euro, also 365€Euro pro Jahr. In Wien wurde das so umgesetzt und die Ergebnisse können sich sehen lassen: Die Zahl der verkauften Jahreskarten ist um über 40 Prozent auf 538 000 gestiegen. Statistisch hat so jeder dritte Wiener eine Dauerkarte. 77 Prozent der Neukunden gaben an, dass sie den ÖPNV mehr nutzen als vorher und die Karte gekauft haben, weil sie günstiger ist. Anstelle der befürchteten 30 Millionen Einnahmeausfall kam es tatsächlich zu Mehreinnahmen in dieser Höhe (Quelle: Verkehrsclub Deutschland/VCD).

So wird verhindert, dass der Dreck überhaupt in die Innenstadt gelangt. Dann muss man auch keinen teuren Sonderasphalt einbauen, dessen Wirksamkeit ohnehin fraglich ist, oder die Menschen bei der Nutzung ihres gekauften Autos bevormunden.

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