Leserbriefe

S 21 und der Nutzen für Nürtingen

Eckhard Finckh, Nürtingen. Zum Leserbrief „Nürtingen profitiert von Stuttgart 21“ vom 19. November. Beim Lesen des Briefs von Herrn Kunzmann werde ich den Eindruck nicht los, dass hier ein Fall von Wundergläubigkeit vorliegt. Zumindest wird hier, wie schon viele Jahre lang, der Werbe-Tonfall der Projektpromoter deutlich. Ganztägig im Viertelstundentakt, so wird im Text unseres Landtagsabgeordneten behauptet, können die Nürtinger in der rosigen Zukunft per Bahn nach Stuttgart fahren. Ein bisschen Skepsis wäre eher angesagt.

Ziel ist der neue Tiefbahnhof mit seiner begrenzten Leistung. Kann er so viel Züge überhaupt aufnehmen? Der alte Kopfbahnhof hat da in den Gutachten bekanntlich bessere Noten in Sachen Kapazität. Da ist auch die in der Planung vernachlässigte eingleisige (!) Wendlinger Kurve. Wenn die Züge nach Stuttgart erst einmal auf die „Gegenfahrbahn“ der Schnellbahntrasse geleitet werden, bevor sie über Weichen aufs richtige Gleis kommen, dann wird jedes bisschen Verspätung – egal auf welcher Strecke – betriebstechnische Probleme bringen. Man kann sich leicht einen Dominoeffekt vorstellen. Der Viertelstundentakt steht dann in den Sternen. Und dann ist da noch die Frage nach der Finanzierung von so viel neuen Zügen. Die Bahn tut sich schwer beim Zuwachs für ihre Flotte. Und im Ländle erlebt man ja eher Ausdünnung von Strecken und das Gerangel ums Geld, wenn das Land zusätzliche Züge in Berlin bestellt.

Der Tiefbahnhof darf übrigens aus Sicherheitsgründen nur mit einem teuren ECTS-Signalsystem befahren werden, das heutige Züge noch nicht haben. Kosten, nichts als Kosten kommen auf uns zu. Unsere Kinder sind jetzt schon davon betroffen. Unsere Enkel demnächst. Und die Frage nach der Kosten-Nutzen-Rechnung wird beim ganzen Jahrhundertprojekt schon seit Baubeginn von den Projektbetreibern ausgeklammert.

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