Katrin Häring, Nürtingen. Zum Artikel „Russland fordert UN-Gesandten für Syrien“ vom 22. Februar. Das syrische System soll sich endlich dem Willen der Syrer beugen und das etablieren, was wohl den meisten der syrischen Bevölkerung am ehesten gesinnt ist: eine Demokratie. Niemand kann behaupten, dass das Errichten einer Demokratie entgegen dem Willen eines Volkes sein kann. Niemand kann behaupten, dass eine Diktatur mit Bashar al Assad eine bessere Alternative sei als ein frei vom Volk zugestimmter Gesellschaftsvertrag mit einer Regierung. Niemand kann das behaupten, auch nicht die russische Regierung. Seit dem Beginn der syrischen Revolution hat Russland sich mit dem Diktator Bashar Assad solidarisiert, ihn mit all ihren Möglichkeiten politisch und moralisch unterstützt und dabei total ausgeblendet, dass Assad mithilfe des ihm unterstehenden Militärs die syrische Bevölkerung terrorisiert. Anstatt die syrische Regierung zu ermahnen, gab Russland mit ihren Vetos im UN-Sicherheitsrat der syrischen Regierung grünes Licht, weiterzumorden. Ihre Haltung begründet sie damit, dass sie tatsächlich der Meinung sei, dass in Syrien der Terror nicht von der Regierung ausgehe, sondern von einer Terrormiliz und man könne deswegen nicht irgendwelchen, gegen Assad formulierten Sanktionen zustimmen. Diese Begründung ist einfach nur lächerlich. Man wundert sich, wie es sein kann, dass ein Land wie Russland so einer verzerrten Darstellung der syrischen Situation nur glauben kann.
Hat sich Medwedew oder Putin oder wer auch immer in Russland an der Macht ist, nicht gedacht, dass es nicht sein kann, dass eine der mannstärksten Armeen der Welt, die syrische Armee, nicht in der Lage ist, einer kleinen Terrormiliz binnen eines Jahres Einhalt zu gebieten? Die Leichtgläubigkeit, die von russischen „Volks“vertretern gegenüber der syrischen Regierung an den Tag gelegt wird, kann nicht einmal einem kleinen Kind zugeschrieben werden. Würde Bashar al Assad behaupten, Syrien sei von Aliens unterwandert und würden Syrien in ein Chaos stürzen, hätte Lawrow, der russische Außenpräsident, wohl keine Bedenken, dieser Erklärung zuzustimmen und diese als Begründung für das russische Veto gegen an Assad gerichtete Sanktionen im UN-Sicherheitsrat zu verwenden.
Durch den Glauben an das Dogma eines guten Bashars, eines guten syrischen Systems, verliert Russland gleich doppelt: seine Glaubwürdigkeit in Sachen Syrien, aber auch einen Ruf als ein Staat, der besonnen und mit Fakten belegt seine Außenpolitik gestaltet. Egal, wie sehr Russland die Assad-Diktatur unterstützt und unterstützen wird, all das kann nicht verhindern, dass das syrische Volk das bekommt, wofür es kämpft: nämlich die in einer Demokratie sich befindende Freiheit. Und irgendwann werden sich diese russischen Politiker zugestehen, dass es ein Fehler war, sich für ein Regime und gegen ein Volk einzusetzen.
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...