Leserbriefe

Plädoyer für die Gemeinschaftsschule

Stefanie Single, NT-Hardt. Zum Artikel „Lehrer fühlen sich gemobbt“ vom 12. Februar und „Kritik an neuer Schulform“ vom 13. Februar.

Zwei Tage, zwei Berichte, beide „gegen“ die Gemeinschaftsschule. Lehrer mobben dort Lehrer, die Schüler sind alle schwach. Ich ärgere mich. Nicht über die Gemeinschaftsschule, sondern über die Berichterstattung, das Misstrauen und die auch daraus resultierenden Folgen.

Wir haben uns für unsere Kinder mit Empfehlung für Gymnasium und Realschule bewusst für die Gemeinschaftsschule entschieden. Mit der Möglichkeit, auch dort auf dem erweiterten gymnasialen Niveau arbeiten zu können. Jedoch in einem nicht rein frontal ausgerichteten Unterricht mit individueller, wertschätzender Lernbegleitung des Kindes durch einen Lehrer als Coach. Alle haben hier die Möglichkeit, sich in den Niveaustufen zu steigern – kein Denken in Schubladen. Schwächere und stärkere Schüler können vielfältig pädagogisch und sozial voneinander profitieren.

Unsere Kids werden an der Friedrich-Schiller-Schule in Neuhausen begleitet von engagierten Pädagogen. Die Möglichkeit, in Gruppen Nichtverstandenes aufzuarbeiten, also einen Schritt zurückgehen zu können, gibt ihnen Sicherheit. Der Schulalltag mit eigenem Lernbüro unter Lehrerbegleitung, der Selbstorganisation, der Bearbeitung aller Themen während der Ganztagsschule ohne Hausaufgaben, macht unsere Kinder zu zufriedenen, lernbereiten Schülern. Gute Leistungen kommen idealerweise nicht durch Leistungsdruck, sondern Motivation zustande. Ein Fundament, auf dem ein Kind eine stabile, glückliche Persönlichkeit entwickeln kann.

Man muss davon schon überzeugt sein, einen Weg zu nehmen, der so einen schlechten Leumund hat. Die „starken“ Kinder gehen weiterhin aufs Gymnasium, die Gymnasiallehrer auf der Gemeinschaftsschule sind angeblich frustriert, die Durchmischung der Klassen mit all ihrem Entwicklungspotenzial wird durch Verunsicherung der Eltern verhindert – und die Idee der Gemeinschaftsschule scheint zum Scheitern verurteilt. Das ist so schade. Setzen, sechs.

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