Leserbriefe

Ohne Fakten bleibt nur die Interpretation

Julia Rieger, Nürtingen. Zum Artikel „Stadt präsentiert Visualisierung zum Wörth-Areal“ vom 26. Januar. Erfreulich, dass nun die schon lange geforderte Visualisierung der Bebauung aus Sicht der Wörthbrücke vorliegt. Das Forum Wörth hat keinen Hehl daraus gemacht, dass ihr Versuch, diese Ansicht darzustellen, aufgrund der fehlenden Informationen nur unzureichend ist. Enttäuschend ist jedoch, dass die Stadtverwaltung wieder auf die „Falschinformation“ des Forums Wörth hinweist – noch im November hat Herr Erwerle an der öffentlichen Infoveranstaltung die Version des Forums Wörth bestätigt mit den Worten: „Das habt ihr doch ganz gut hingekriegt.“ Aus diesem Grund wurde diese Visualisierung weiter verwendet. Schaut man sich die „die Schokoladenseite Nürtingens weniger beeinträchtigende Bebauung“ an, so fällt auf, dass die abgestuften Giebel der südlichen Innenstadt (Rathaus zum Bonbon-König und so weiter) nicht mehr sichtbar sind – und sich die Sicht aus diesen Häusern verändert.

Die Bäume im Vordergrund werden viele Jahre nicht in dieser Pracht dastehen, da durch den Weg, der auf dem erhöhten Hochwasserdamm führt, diese kaum werden überleben können. In der Ansicht, die die Stadt Nürtingen von der Neckarbrücke aus hat fertigen lassen, sind eben diese Bäume nicht existent. Was nun? Wie es wirklich aussehen würde, könnte man nur mit einer Bebauung feststellen oder einer Vor-Ort-Visualisierung, die die Maße vor Ort sichtbar macht – zum Beispiel mit einer Konstruktion aus Fichtenstämmen, die können nämlich 18 Meter Höhe simulieren.

Dieser Bitte, die auch im November von der Bürgerschaft geäußert wurde, ist Herr Erwerle noch nicht nachgekommen. Solange dies nicht geschieht, sind das Forum Wörth und alle anderen Bürger dieser Stadt darauf angewiesen, die verfügbaren Fakten zu interpretieren. Zum Beispiel sich mithilfe von Luftballons am 30. Januar beim „Frühlingserwachen am Wörthareal“ die Höhe zu erarbeiten.

Herr Erwerle lädt zum runden Tisch ein, um über Stockwerke zu sprechen. Hätte er der Bürgerschaft genauer zugehört, dann wüsste er, dass auch über eine Nichtbebauung gesprochen werden muss. Laut Herrn Oberbürgermeister Heirich darf man über alles nachdenken, und ich gehe davon aus, dass das heißt, auch ernsthaft darüber miteinander sprechen. Und zwar mit allen Fakten auf dem Tisch – Zahlen, Plänen, Fördermöglichkeiten und vor allem einer eindeutigen Klärung, welches Ziel und welche Verbindlichkeit dieser runde Tisch haben soll. Im Raum steht auch das fehlende Stadtentwicklungskonzept, das sämtliche Bauprojekte wie zum Beispiel auch die Psychiatrie mit einschließt. Auch in diesem Fall bekommt man den Eindruck, dass die Stadtverwaltung viele Planungsdetails der Bürgerschaft vorenthält.

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