Peter Reinhardt, Neckartenzlingen. Es ist schon eigenartig, dass es immer wieder Leute gibt, die den russischen Präsidenten in Schutz nehmen und dem Westen die Hauptschuld an den Geschehnissen in der Ukraine zuschieben. Da wird die NATO zu etwas wie einem gefährlichen Verbrecher, Amerika zum Feind und die Bemühungen des westlichen Europas zu kapitalistischer Aggression. Da ist doch wohl einiges verschoben. Es sind Friedens- und Freiheitsinstrumente. Freilich war „der Westen“ nicht immer besonders geschickt, aber all die bösen Absichten, die „dem Westen“ unterstellt werden, sind doch in hohem Maße abwegig. Natürlich spielen auch wirtschaftliche Interessen eine Rolle, aber in welchem Maße? Und: ruht nicht unser Wohlstand zum großen Teil darauf? Hatten wir nicht geglaubt, dass eine brutale Machtpolitik, wie Putin sie zurzeit betreibt, in Europa nie wieder auferstehen könnte? Ein Land militärisch überfallen – auch wenn die Soldaten die Hoheitszeichen abgetrennt haben – was jedem Völkerrecht widerspricht. Russland hält sich an keinerlei Absprachen und Recht. So ähnlich haben Goebbels und die Nazis seinerzeit geredet und gehandelt. Und wir haben alle gehofft, derartige Eroberungskriege seien in Europa endgültig vorbei. Sie bringen nur Krieg und Unglück.
Es gibt keinerlei Rechtfertigungsgründe dafür, einen souveränen Staat militärisch anzugreifen, zu destabilisieren und mit Gewalt zu verkleinern. Sowohl das Vorgehen als auch die Lügengespinste Putins erinnern doch stark an Goebbels – da gibt es viele Parallelen. Gut, die Regierung in der Ukraine war sicher nicht immer geschickt, der Umsturz auf dem Maidanplatz kam arg plötzlich und nicht alle, die da mitgewirkt haben, waren „lupenreine Demokraten“, so wenig wie Putin. Aber die hemmungslose Verletzung aller Völkerrechte, wie Russland sie in der Ukraine praktiziert, steht doch in keinem Verhältnis zu allem, was da in der Vergangenheit geschehen ist. Aber klar: Putin kann sich darauf verlassen, dass keine Macht der Welt einen Krieg gegen die hochgerüstete Atommacht Russland beginnen wird. Folglich kann er sich alles und noch mehr erlauben.
Der Westen kann ihn beschwören und ein bisschen Sanktionen androhen – aber Putin weiß genau: ernstlich kann ihm außer einem Gesichtsverlust nicht viel passieren. Das ist unser Dilemma. Für die Ukraine könnte das etwas wie eine Katastrophe werden. Denn ernstlich kann ihr niemand wirklich beistehen. Herrscher mit einer Atommacht im Rücken sind kaum zu stoppen, wenn ihnen das Recht und ihr Ansehen in der Welt weniger wert sind als ein Landgewinn. Putin führt in der Ukraine Krieg noch auf relativ kleiner Flamme. Wir können nichts anderes tun als hoffen, dass mit Diplomatie das Schlimmste verhindert wird – aber sicher ist nichts. Und wir werden zusehen müssen – und hoffen, dass Putin diese Methode nicht noch öfter anwenden wird.
Leserbriefe | 12.07.2025 - 05:00
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