Leserbriefe

ÖPNV in seiner Gesamtheit sehen

Peter Rauscher, NT-Roßdorf. Zum Artikel „S-Bahn: 15-Minuten-Takt nur schwer realisierbar“ vom 23. Januar. Die Euphorie und die Hoffnung ist groß, dass Nürtingen mit einem S-Bahn-Anschluss einen zusätzlichen schienengebundenen ÖPNV bekommt. Vieles spricht dafür und viele hoffen darauf. Aktuell sieht es so aus, dass die S 1 – so die Studie des Verkehrswissenschaftlichen Instituts in der Regionalversammlung – halbstündig nach Nürtingen fahren könnte und halbstündig nach Kirchheim. Nun hat aber die S-Bahn einige Besonderheiten, sie ist ein Verkehrsmittel für den urbanen Raum, mit vielen Stehplätzen und schlecht für längere Strecken geeignet. Und sie benötigt höhere Bahnsteige als solche für Züge. Diese Erhöhung der Bahnsteige kostet für Nürtingen 3,4 Millionen Euro, rechnet man alle Kosten ein, dann kommt man aktuell auf 7,5 Millionen Euro, die eine S-Bahn-Verbindung nach Nürtingen kosten wird. Ein stolzer Preis!

Legt man aber die Brille des Aufgabenträgers (Verband Region Stuttgart) für die S-Bahn ab und betrachtet man den schienengebundenen ÖPNV als Ganzes, dann käme man auf eine kostengünstigere und verkehrlich gute Alternativlösung. Man könnte die gut funktionierende Tälesbahn (täglich 4500 Fahrgäste) durchbinden bis Wendlingen oder noch besser bis Plochingen. Die hohen Umbaukosten der Bahnsteige und der zusätzlichen Signalanlagen in Nürtingen und Oberboihingen würden entfallen, man hätte einen ebenfalls hohen verkehrlichen Nutzen. Der Nachteil: die Tälesbahn fährt mit Diesel, für die Zukunft gibt es aber Entwicklungen von emissionsarmen Antriebssystem. Allerdings setzt dies voraus, dass man den ÖPNV in seiner Gesamtheit sieht und nicht im „Konkurrenzdenken“ der einzelnen Aufgabenträger!

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