Leserbriefe

Ochsen-Ära geht leider zu Ende

Carmen-Diana Gähr, Frickenhausen. Zum Artikel „Die Ära des ,Ochsen‘ geht zu Ende“ vom 3. Juli. In der Theorie sind Theorie und Praxis gleich, in der Praxis nicht. Theoretisch ist es nur ein Haufen Steine. Praktisch stecken in diesem Haufen Steine über 400 Jahre gelebte Erinnerung eines Ortes. Immer noch gibt es Zeitzeugen, die sich erinnern an fröhliche Stammtischrunden, Hochzeitsfeiern, Geburtstagsfeiern, Taufen, Konfirmation oder den Umtrunk nach der Sport- oder Singstunde. Doch die, die sich erinnern, werden auch immer weniger, das ist der Lauf der Zeit.

Das Possenspiel, das 2007 begann und jetzt in diesen Tagen mit dem Abriss des „Ochsen“ seinen traurigen Abschluss findet, wäre es wert, aufgeschrieben zu werden. Aber wer würde sich dafür interessieren? Der „Ochsen“ war, nachdem er über Jahre zielführend durch Teilabriss und Leerstand seinem Untergang zugeführt wurde, nur noch ein Stein des Anstoßes in Frickenhausen. Ich verstehe jeden, den nichts mit dem Gebäude verbindet, wenn er sich für einen Abriss ausgesprochen hat.

Sicher ist diese Lösung für die Gemeinde auch sehr lukrativ. Das neue Gebäude, das dort entstehen wird, greift „die Architektur des ,Ochsen‘ auf“ (Zitat Homepage der Gemeinde Frickenhausen). Das ist, wie fast immer im Leben, Geschmacksache und über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Dennoch bin ich nach wie vor der Meinung, es hätte auch eine andere Lösung geben können. Es gibt immer mehr als einen Weg. Aber wie sagt das Sprichwort: „Wer will findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe“.

Schöner wird Frickenhausen wohl nicht werden mit dem neuen Klotz an der Hauptstraße. Bevor ich nach Frickenhausen zurückgekehrt bin, habe ich einige Jahre in Düsseldorf gelebt und an die dort gelernte Lebensweisheit der Rheinländer halte ich mich auch jetzt: „Et kütt, wie et kütt ond et hätt noch emmer joot jejange.“ Hoffen wir das Beste.

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