Leserbriefe

Oberboihinger Poststelle schließt

Dietmar Hierl, Oberboihingen. Ab Mai hat der Betreiber der privaten Poststelle in Oberboihingen seinen Vertrag mit DHL aufgekündigt (Laden bleibt bestehen). Der Grund dafür liegt darin, dass DHL seinen privat geführten Shops in den letzten Jahren die Entlohnung für ihre Dienstleistung sukzessive nach unten geschraubt hat, sodass diese inzwischen weit unter dem Mindestlohn arbeiten. Es ist also nicht verwunderlich, wenn bei genauem Nachrechnen die Betreiber langsam dahinterkommen, dass sie nur gnadenlos ausgenutzt werden und dann den „Bettel“ hinwerfen.

Mein Vorschlag an die Vorstandsclique von Post und DHL zur weiteren Gewinnoptimierung: Sie sollten ihr Produkt „Sendungsbeförderung“ ganz einstellen. Dadurch werden ehedem immer unzufriedene Angestellte überflüssig und Löhne fallen weg, der teure Fuhrpark entfällt bis auf die Dienstlimousinen und Immobilien können Gewinn bringend an Investoren verkauft werden. Die dadurch zu erwartenden üppigen Einkünfte reichen dann allemal für die Vorstandsgehälter und Boni aus, außerdem für großzügige Dividenden an die Aktionäre. Und sollte es dafür doch nicht ganz reichen, schießt der Bund (immer noch größter Aktionär) aus dem Staatssäckel zu. Zur Not wäre ja auch noch Verkehrsminister Scheuer da, der hat immer ein paar Hundert Millionen zum „Verjucken“ übrig.

Im Ernst. Es ist traurig, wie der Staat, vertreten in Form der jeweiligen Regierungen, selbst mit den Menschen umgeht. Von sozialer Verantwortung reden, sich selber aber wie Feudalherren benehmen oder zumindest den gekauften Managern mit verschlossenen Augen freie Hand zur Gewinnmaximierung gewähren. Das Wort Ethik kennen viele in der Politik (egal welcher Couleur), wie auch in den Vorstandsebenen kaum einer mehr und beim „Global Playing“ ist Moral nur hinderlich.

Und was bleibt? Wir in Oberboihingen haben zukünftig keine Möglichkeit mehr (wenn sich nicht ein „Dummer“ findet), unsere Postsendungen aufzugeben. Zalando, Amazon und Konsorten fällt da bestimmt auch noch etwas Geniales ein, dass wir ihre Waren vor- und zurücksenden können. Da kann ich nur noch sagen: „Schöne globalisierte Welt, soziale Marktwirtschaft ruhe in Frieden“!

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