Leserbriefe

Nicht über, sondern mit Menschen reden

Rita Heinecke-Mergenthaler, NT-Neckarhausen. Zum Artikel „Jesus? Ja, bitte! Auferstehung? Nein danke!“ vom 31. Oktober. Sind es nicht auch die Kirchen, die sich immer mehr von ihren Gläubigen und damit von der Realität unserer Gesellschaft, entfernen? Ein gutes Beispiel ist die jüngste Bischofssynode in Rom. Eine Versammlung von alten, weltfremden Herren, die stur auf ihre Prinzipien pochen. Dagegen ist selbst ein Papst Franziskus machtlos.

Und in der Evangelischen Kirche? Da werden Uralt-Schriften in den Lesungen zitiert, und in die Predigt hineingetragen, die oft eine grausame, uns heute unverständliche Sprache sprechen. Das gilt ebenso für die Apostelbriefe der Katholischen Kirche: „Die Frau schweige in der Gemeinde . . .“ (1. Brief Paulus an die Korinther). Im Mittelalter mag das funktioniert haben, weil Menschen „beherrscht“ werden sollten. (Zitat: Der König sagte zum Priester: Halte Du sie dumm, ich halte sie arm!) Ins heutige Zeitalter passt das jedenfalls nicht mehr. Gläubige Menschen, die heute in den Nachrichten mit so viel Konflikten und Leid konfrontiert werden, suchen in einem Gottesdienst, einer Messe doch wohl eher Verständnis und Ermutigung für ihre Bedenken und Sorgen. Wenn sie das dort nicht finden, bleiben die Kirchen eben leer.

Margot Käßmann wünscht sich einen „gebildeten Glauben“ bei dem die Menschen „selber fragen und denken“. Was sie dabei übersieht: genau das geschieht ja schon und wird sogleich vom Moraltheologen Schockenhoff als „Patchwork-Identität“ verunglimpft. All diesen klugen, gelehrten Theologen kann ich nur empfehlen, statt über die Menschen mit den Menschen zu sprechen. Da könnten sie viel Nützliches und Neues lernen.

Ein Letztes noch: natürlich gibt es in beiden Religionsgemeinschaften auch Pfarrer und Priester, die wie Leuchttürme aus der Masse ragen. Die den Begriff „Seelsorge“ noch wörtlich nehmen und mit Leben erfüllen. Die als „Beistand“ und „Mutmacher“ von ihren Gemeinde-Mitgliedern wahrgenommen werden. Doch sind es wohl zu wenige, um den im Artikel beschriebenen Trend noch aufzuhalten. Ach, ja. In der Artikel-Überschrift hätte man den Begriff „Auferstehung“ ebenso durch „jungfräuliche Empfängnis“ ersetzen können.

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