Leserbriefe

Nicht einfach, aber es wird sich lohnen

Gerhard Schmücker, Nürtingen. Zu den Leserbriefen „Die Energiepreise steigen ins Uferlose“ und „CO2-Abkommen und Energiepreise“ vom 22. Oktober.

Die Aufgaben der neuen Bundesregierung sind kaum zu schultern. Zu den notwendigen Reformen in der Politik, im Sozialwesen und der Bildung kommt all jenes, das mit dem Klimawandel verbunden ist, noch obendrauf. Die vier Jahre der kommenden Legislatur reichen dafür nicht und doch darf nicht eine Sekunde verschwendet werden, um vor allem auf den Klimawandel zu reagieren. Wir stehen vor einer umfassenden Transformation, die nicht nur die Wirtschaft betrifft, sondern auch das „westliche Modell“ insgesamt. Insofern sind die Unsicherheit und auch der Frust in den oben genannten Leserbriefen nachvollziehbar. Ich stimme zu, dass es angesichts der knappen Zeitschiene zu Aktionismus kommt. Auch in Bezug auf die E-Mobilität wünschte ich mir mehr Technologieoffenheit. Aber Klimahysterie gibt es keine. Global agierende Versicherungskonzerne und milliardenschwere Investoren steigen aus Werten, die mit Kohlegewinnung oder fossilen Energieträgern zu tun haben, aus. Dahinter stecken keine Hysterie oder Ökoromantik, sondern eiskalte rationale Kalkulationen: Lohnt sich das Risiko und die Rendite dieser Energieformen? Auch der Atomausstieg war eine rationale Entscheidung der Kanzlerin, entgegen der Programmatik ihrer Partei, aber mitnichten von den Grünen getrieben. Rational ist auch, ein globales Problem global anzugehen. Es geht um die Zukunft des Planeten. Da hilft auch nicht der Wink nach China oder Indien.

Als Export- und Industrienation müssen wir vorangehen: mit neuer Politik, einem neuen Wirtschaftsmodell und einem neuen Lebensstil. Das alles wird nicht einfach und verlangt viel. Und wie soll dies alles finanziert werden? Auch ich wünsche mir dazu mehr Antworten. Aber dieses „Umsteuern“ wird sich lohnen. Für uns als Land, als Gesellschaft und für eine bessere Zukunft. Ich traue es der neuen Regierung zu, aus drei unterschiedlichen Ideologien einen Politikansatz zu formulieren, der ebenfalls Rationalität vor Ideologien stellt. Deren Zeit ist vorbei. Auch weil sich diejenigen zu Wort melden, denen die Zukunft gehört und die in einem Land leben, in dem vor allem „Alte“ Politik für „Alte“ machen.

Meine und ältere Generationen haben den Großteil unseres Lebens verheizt. Die Jungen nicht. Man kann Greta Thunberg kritisch sehen. Sie aber als „schwedische Göre“ und die Generation, die sie vertritt, als „pubertierende Kinder, die uns vorschreiben wofür wir uns zu schämen haben“ zu bezeichnen, das ist geschmacklos, infam und menschenverachtend.

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