Leserbriefe

MPG-Abiturienten verdienen Schelte nicht

Gerhard Koblenzer, Nürtingen. Zum Leserbrief „Ein Wort an die nächste Generation“ vom 27. Juli.

Über die Notwendigkeit eines aktiven Klimaschutzes muss man nicht diskutieren. Er steht außer Frage und wurde durch keine Generation so intensiv diskutiert wie durch die hier angegriffene. Ein Autokorso kann durchaus zur Diskussion gestellt, jedoch nicht als Aufhänger für einen pauschalisierten, klimapolitischen Angriff missbraucht werden, der zudem den falschen Personenkreis diskreditiert. Und das zur Erzielung eines kurzen Aufmerksamkeitseffekts. Die Gescholtenen werden stellvertretend und pauschal in eine Ecke gestellt, die sie nicht verdienen.

Die Abiturienten hatten zehn Minuten lang ihre Freude über das bestandene Abitur zum Ausdruck gebracht und ihre Schule in Autos umrundet. Nicht einzeln je in einem Auto, sondern in voll besetzten Fahrzeugen. Das MPG, insbesondere den Abschlussjahrgang als möglicherweise unterwandert von „Freie-Fahrt-Fetischisten“ zu bezeichnen, zeigt jedoch die Vermischung des Ärgers des Autors über den, wie er es bezeichnet, „Abmahnverein der Jungunionisten“, der hier wohl erwähnt werden soll, mit dem Thema Autokorso als Zeichen der Freude.

Dieser Jahrgang, der Corona-bedingt weder Studienfahrten oder Schüleraustausche unternehmen noch privat viel reisen konnte, damit die CO2-Bilanz der letzten zwei Jahre nicht wirklich belastet hat, schlägt einmal klimatechnisch über die Stränge und wird gleich in einem solchen Maße angegriffen. Das ist nicht fair. Viele Schüler des MPG, darunter viele des Abiturjahrgangs, radelten all die Jahre zur Schule und haben auch dieses Jahr den ersten Platz beim Stadtradeln belegt. Andere nutzten für den Schulweg die öffentlichen Verkehrsmittel.

Nun lassen wir ihnen doch einfach nach zwei nicht einfachen Abschlussjahren zehn Minuten Ausgelassenheit, ohne ihnen ein schlechtes Gewissen einzureden und sie als Aufhänger für andere Themen zu missbrauchen. Ihre Gedanken über den Klimaschutz und die Zukunft ganz allgemein kennt der Leserbriefschreiber nicht. Wir gehen davon aus, dass es sich im Leserbrief um die persönliche Meinung des Autors handelt. Es wäre bedauerlich, wenn der BUND bei der Vertretung seiner berechtigten Anliegen sich derartiger Pauschalverurteilungen bedienen müsste.

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