Leserbriefe

Mit wem wurden erste Gespräche geführt?

Kuno Giesel, Nürtingen. Zum Artikel „Bewerbung Quartier 2020“ vom 28. Juli. „Woischt Du om wos do’s goaht?“ war die Frage meiner Nachbarin. Ich wusste auch nichts Genaueres, deshalb besuchte ich die Gemeinderatssitzung. Für die Besucher gab es Unterlagen, ich blätterte die circa 100 Blätter zu den verschiedenen Tagesordnungspunkten durch. „Bissle durcheinander“, dachte ich mir, machte aber nix. Sie waren wenigstens in der richtigen Reihenfolge zusammengeheftet.

Zum Ideenwettbewerb Quartier 2020 gab es 22 Folien-Vorlagen. Ich überflog das Ganze kurz, erhoffte mir, dass ich bei der Sitzung noch entsprechende Infos dazu bekommen werde. Als es dann zu TOP 16 kam (es wurden wohl noch drei Tagesordnungspunkte vorangeschoben), muss ich einen Blackout gehabt haben. Ich kann mich nur noch an drei oder vier Sätze von Herrn Heirich erinnern, dann wurde schon abgestimmt. Einstimmig, alle dafür. Zum Glück hatte ich die Unterlagen.

Zu Hause aus dem ganzen Stapel herausgetrennt, passierte, was passieren musste – sie fielen hinunter und kamen durcheinander. Sortieren nicht mehr möglich, alle mit Folie 2 gekennzeichnet. Interessant ist, dass es einen hohen Anteil an Ausländern gibt (29,1 Prozent). Das war mir nicht bewusst. „Vergleichsweiser hoher Anteil von Menschen älter als 60 Jahre“ – 23,3 Prozent. Wobei es auch viele junge Familien hier gibt. Klein-Tischardt wurde auch ausgewählt, weil eine deutliche Veränderung durch bauliche Entwicklung erwartet wird (sozialer Wohnraum, insbesondere auch für Menschen mit Migrationshintergrund). 120 Personen werden hier im nächsten Jahr in mehreren neuen Gebäuden für die Anschlussunterbringung untergebracht. Das werden dann circa 5,1 Prozent der Bewohner sein. Konzentriert auf zwei Plätze.

Im Zeitungsbericht steht dick als Überschrift geschrieben „Erste Gespräche mit Bewohnern des Quartiers fanden bereits statt“, gefolgt von „Vor Ort seien bereits Gespräche mit den Anwohnern geführt worden“. Bewohnern, Mehrzahl, also mindestens zwei. Die wollte ich finden, lief am Samstagabend alle Straßen zwischen Metzinger Straße, den Bahngleisen und der Hessestraße ab und fragte in fast jeder Straße Freunde, Bekannte oder auch fremde Bewohner, ob sie mir zu dem Thema etwas sagen können. „Nicht mehr, als in der Zeitung stand“ ist mein Ergebnis. Im Bericht steht auch, dass bereits im Juni ein Workshop mit Akteuren im Quartier stattgefunden hat. So befragte ich auch einzelne Gewerbetreibende im Quartier. Keiner konnte mir dazu etwas sagen. Ich frage mich jetzt, gibt es eine Parallelwelt mit einem zweiten Klein-Tischardt?

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