Leserbriefe

Mediation eher ein seltsames Schauspiel

Maike Pfuderer, Stuttgart. Zum Artikel „Die Karten werden neu gemischt“ vom 24. Februar. Lange habe ich zu den Hotelpänen am Neckar geschwiegen. Warum eigentlich? Wollte ich zusehen wie meine Heimatstadt den gleichen Fehler macht wie Stuttgart? Den letzten Meter Uferzugang kommerzialisieren um hinterher mit großer Kraftanstrengung den kümmerlichen Rest der Allmende zu sichern oder zurück zu erobern? Zurückerobert, besser zurück gekauft und dann ungenutzt gelassen hat die Stadt Nürtingen diese Flächen genau genommen viel zu lange Zeit, seit dem Aufkauf der Flächen. Die Stadt hat dort, mit bestem Blick auf die Schauseite ein Juwel, das sicher ge- aber nicht mit einem Hotel vernutzt werden sollte.

Wenn ich nun lese, dass der Gemeinderat den Verkaufsbeschluss zwar aufgehoben hat, eine Mediation anstrebt, die Verkaufspläne aber aufrechterhält, so lässt mich das an der Ernsthaftigkeit zweifeln. Eine Mediation ist per Definition ein strukturiertes, freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes, bei dem unabhängige „allparteiliche“ Dritte die Konfliktparteien in ihrem Lösungsprozess begleiten. Eine Mediation, bei der schon feststeht, dass die eine Seite ein Hotel will, gegen das die Bürgerschaft schon 3600 Unterschriften gesammelt hat, erscheint mir dann doch eher als seltsames Schauspiel. Aus Respekt vor dem Gremium vermeide ich den Begriff Kasperlestheater.

Eine Mediation muss ergebnisoffen sein. Ziel ist es der Stadt Bestes auf die Gelände zu erreichen. Der Stadt Bestes ein klassischer Hotelbetrieb, gut an die Messe und den Flughafen angebunden? Dafür fehlt sicher auch weiterhin der Glaube der Bürger. Aber vielleicht lässt sich ja die Fläche wirklich neu gestalten und zu etwas wirklich Gutem werden. Es gab und gibt ja schon Pläne für ein soziokulturelles Zentrum an diesem Ort. Warum denn nicht? Und warum dieses Zentrum dann nicht auch mit einem Beherbergungsbetrieb kombiniert? Ein Hostel. Ein Hotel für Reisende mit etwas kleinerem Geldbeutel, für Radfahrende auf dem Neckartalweg und viele andere Gäste wäre sicher ein Gewinn.

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