Leserbriefe

Konventionelle Landwirtschaft

Lydia Hofstadt, Erkenbrechtsweiler. Zum Artikel „Kopf hoch, Visier auf, abdrehen niemals“ vom 10. Juli. Über den Artikel über die Mitgliederversammlung in Fellbach des Landesbauernverbandes habe ich mich maßlos aufgeregt. Nachdem Mitte Juli im „Report Mainz“ gezeigt wurde, was in der Nutztier- und Fleischtierhaltung abgeht, ist es mir wie dem Moderator Frey ergangen, mir wurde übel und der Appetit auf Fleisch ist mir gründlich vergangen. Da wurden aus einem Schlachthof in Norddeutschland sogenannte Turbokühe, die übergroße Euter hatten, dass sie mit ihren dünnen Beinen kaum gehen konnten, Kühe die üble Wunden hatten und total abgemagert waren, gezeigt. Tausende Milchkühe, die trächtig sind, landen auf dem Schlachthof, weil die Milchleistung nicht mehr gut genug ist und deren ungeborene Kälber ersticken qualvoll. Versteht der Bauernpräsident Herr Rukwied darunter den strengen betriebswirtschaftlichen Ansatz für die deutsche Landwirtschaft und die internationale Wettbewerbsfähigkeit?

Effiziente Produktion, neue Märkte und Exportwachstum ist seine Devise. Eine deutliche Reduktion der Produktion, sei es in den Fleisch-, Milch- oder den landwirtschaftlichen Erzeugnissen, wie es die Regierung in Baden-Württemberg fordert, lehnt er ab, weil dies der falsche Weg sei. Also werden nach wie vor in der Fleischtierhaltung Medikamente in hohem Maße eingesetzt, die mit den Ausscheidungen als Gülle auf Felder und Wiesen ausgebracht werden und somit ins Grundwasser gelangen. Agrarerzeugnisse werden gesteigert durch mehr Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmittel, auch Unkrautvernichtungsmittel. Welch hohen Preis zahlen die Verbraucher?

Unser täglich Brot gib uns heute, aber was wir damit alles zu uns nehmen, wissen wir nicht. Ist es nicht besser für unsere Lebensmittel einen höheren Preis zu zahlen? Ein Ei kann wirklich nicht für 16 Cent verkauft werden, wenn das Huhn ganz normal gehalten und gefüttert wird, wenn es scharren und im Sand baden darf. Ein Schwein ist von Natur aus ein sauberes Tier, das zwar gerne suhlt, aber wenn es genügend Platz hat, niemals in seine Exkremente liegt. Aus artgerechter Tierhaltung kann Fleisch nicht für 4,99 Euro das Kilo oder ein Hähnchen für 2,99 Euro erzeugt werden. Man muss bereit sein, für unsere Umwelt und für unsere Tiere einen höheren Preis zu zahlen. Manchmal wünsche ich mir, dass Lebensmittel wie in der Nachkriegszeit rationiert würden, wie wir es erlebt und mitgemacht haben, dann würde nicht mehr so viel vernichtet werden und die Menschen wären gesünder und ich wünsche mir, dass es keinerlei Massentierhaltung mehr gibt.

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