Eberhard Ellwanger, NT-Reudern. In jüngster Zeit sind Leserbriefe geschrieben worden, in denen teils aus ethischer und teils aus christlicher Sichtweise die Ehen von Schwulen und Lesben äußerst kritisch behandelt oder gar verurteilt wurden. Dabei wurde mit wenigen Argumenten untermauert, dass solche Ehen die Glaubhaftigkeit der Kirche oder bei Adoption die Kinder gefährden. Mir ist die Art und Weise der „Beweisführung“ meist viel zu einfach und zu plump.
Aus christlicher oder biblischer Sicht scheinen ein paar Bibelzitate zu genügen und schon scheint klar zu sein, dass eine Homoehe nicht gottgewollt oder die Gleichgeschlechtlichkeit gar krankhaft und deshalb zu heilen ist. Ich will niemandem seinen Glauben absprechen und trotzdem führe ich jetzt ebenso eine Bibelstelle an: „Wenn ihr Glauben hättet wie ein Senfkorn, so würdet ihr zum Maulbeerbaum sagen: Entwurzle dich und verpflanze dich ins Meer! Und er würde euch gehorchen.“ Da stifte ich gerne einen Maulbeerbaum und wir treffen uns am Bürgersee zum Test . . . Ich habe diese Bibelstelle bewusst gewählt, da sie der Auslegung bedarf. Wenn nun aber diese Bibelstelle nicht wörtlich zu nehmen ist, warum tun das viele Mitchristen bei anderen Bibelstellen? Und zuletzt: seit wann sollen wir Menschen über andere urteilen? Ist die Kirche nicht vielmehr dann lebensfähig, wenn sie sich aller Christen annimmt, die sich in ihr aufgehoben fühlen und Raum für Austausch und Heimat gibt?
Gleich kritisch sehe ich die sich ständig wiederholende Forderung nach der „natürlichen“ Familienform, in der dann scheinbar automatisch das Kindeswohl gesichert ist. Da wird flugs ein Gutachten bemüht und schon ist alles erklärt. Nein! Eine Familie ist deutlich vielschichtiger! Haben es leibliche Kinder von alkoholkranken, straffälligen, gewalttätigen, depressiven, überforderten Eltern etwa besser? Sollen wir gleich mit verbieten, dass solche Eltern Kinder kriegen? Wo führt das hin? Können wir in zwei Sätzen darüber entscheiden, ob es einem Kind gutgeht? Und wenn zum Beispiel die Tochter dann lesbisch wird – ist das etwas, was mit allen Mitteln verhindert werden sollte und warum? Haben es homosexuelle Kinder automatisch nicht gut oder nur, weil sie engstirnigen Mitmenschen begegnen?
Ich schlage vor, dass man sich mal die Mühe macht und mit den „irrenden“ Schwulen und Lesben spricht. Warum machen uns andere Formen Angst? Man sollte doch mal mitfühlen, was diese Menschen bewegt und spüren, dass das nicht irgendeine abstrakte Prozentzahl der Bevölkerung ist! Man sollte sich Zeit lassen mit Urteilen, zuhören und sich nicht hinter Bibelstellen und Gutachten verschanzen!
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...