Leserbriefe

In Bildung investieren

Philipp Walter, Beuren. Zum Leitartikel Firmen wollen auf Subventionen verzichten und zum Tagesthema Enttarnt vom 1. Februar. Das Angebot der Industrie- und Handelskammer der Region, auf Subventionen verzichten zu wollen, um dieses Geld dann in unser Bildungssystem fließen zu lassen, hat eine offene Wunde noch offener gemacht. Man kann es am Beispiel des finnischen Konzerns Nokia sehen. Jener hat auch Subventionen dafür erhalten, damit Arbeitsplätze geschaffen werden. Doch wäre es viel sinnvoller, schon früher bei der Bildung anzufangen, wie es der Vorschlag der IHK vorsieht. Hier fehlt es an allen Ecken und Enden. Mehrere hundert Vertretungsstunden werden in einem Schuljahr in den Sand gesetzt oder fallen gar aus, weil sie nur daraus bestehen, dass sich Schüler allein beschäftigen. Es fehlt hinten und vorne an Fachkräften und Vertretungslehrern.

Die Pisa-Studie besagt nämlich ganz eindeutig, dass etwas nicht stimmt, also nicht so sein sollte, wie es ist. Die Ergebnisse sprechen hier klare Worte. Und aus den Tiefen der Politik wird immer wieder Abhilfe angekündigt, vor allem vor den Wahlkämpfen. Also müsste diesen Leuten der Vorschlag der IHK doch gerade gelegen kommen. Man investiert in die Bildung, ohne dafür den Jahreshaushalt noch mehr in die Bredouille zu bringen. Diese Leute sollten nach dem Vorschlag geradezu einen Kopfstand machen und dreimal die Wände hochrennen. Doch die Realität sieht anders aus. Führende Landespolitiker halten Abstand von diesem Vorschlag, sind nicht bereit, in Gespräche einzutreten und den Vorschlag zu fördern. Nein, es scheint gar so, als wäre jenen Leuten dieser Vorschlag nicht ganz recht, als wollen sie weiterhin schön Subventionen zahlen. Vielleicht gibt es da ja irgendwelche Hintergedanken. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal.

Der normale Mensch fühlt sich verschaukelt. Einer der Grundsätze unserer Demokratie ist doch, dass das Wohl der Menschen an oberster Stelle steht, und die Politiker sollen dafür sorgen, ein solches Wohl möglichst für alle Menschen garantieren zu können. Doch, wie schon erwähnt, kann man mit dem falschen Bildungssystem auch viel kaputt machen, was sich auf das spätere Leben eines Menschen auswirkt. Man muss wirklich sagen, dass in Zukunft nicht die Prämien darüber entscheiden werden, welche Arbeitslosenzahl die Agentur für Arbeit am Ende jedes Monats verkünden kann. Es ist klar, dass auch die Firmen von besserer Bildung viel hätten, mehr als von Subventionen, denn besser ausgebildete Arbeitskräfte sind gefragter und heizen natürlich den Wettbewerb der sozialen Marktwirtschaft indirekt mit an, das Unternehmen macht mehr Gewinn. Doch das ist alles Makulatur, solange sich die Politiker in dieser Thematik so wortkarg präsentieren.

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