Leserbriefe

Impfaktion vor Ort wäre gute Lösung

Prof. Dr. med. Friedrich-Wilhelm Kolkmann, Unterensingen. Zum Artikel „Missglückter Start beim Impfen“ vom 14. Januar. Die Kritik von Frau Schweinsberg-Klenk ist mehr als berechtigt. Wissenschaftler und Politiker jeder Couleur werden ja nicht müde zu betonen, dass gerade die Älteren, besonders die über Achtzigjährigen, besonders gefährdet und daher besonders schutzbedürftig sind. In der Realität aber werden sie unverantwortlich, ja geradezu sträflich vernachlässigt und gefährdet, soweit sie nicht in Pflegeheimen wohnen.

Das Argument, mobile Impfteams könnten keine Hausbesuche machen, weil bei einem angebrochenen Fläschchen mit Impfstoff ja bei einem Hausbesuch nur eine Dosis verbraucht werde und der Rest, immerhin vier bis fünf weitere Dosen, verworfen werden müsste, ist unzutreffend. Bei unvoreingenommenen Nachdenken und mittlerem Intelligenzquotienten sollte den Verantwortlichen bewusst sein, dass in einem Haushalt beziehungsweise einer Ortschaft wohl mehrere hilfsbedürftige Menschen der Generationen über achtzig wohnen. Da der Impfstoff in einem angebrochenen Fläschchen mindestens zwei Stunden wirksam bleibt, könnte man innerhalb dieser zwei Stunden weitere Impfkandidaten ambulant versorgen. Bei der Identifizierung von Impfkandidaten vor Ort könnte man zum Beispiel die Sozialstationen um Mithilfe bitten, denn diese dürften den besten Überblick über hilfsbedürftige Menschen beziehungsweise Risikopersonen in ihrem Versorgungsbereich haben. Um behinderten, unselbstständigen und hilfsbedürftigen Senioren das mühsame, aufreibende Suchen nach einem Impftermin und den Transport zu einem Impfzentrum zu ersparen, könnte man zudem und wiederum mit Hilfe der Sozialstationen Ort und Zeit für eine lokale ambulante Impfaktion anbieten.

Mich wundert ohnehin, dass die Sozialstationen nicht stärker in das Impfgeschehen eingebunden sind. Geradezu skandalös ist, dass die Mitarbeiter der Sozialstationen und ambulanten Pflegedienste, die ja in besonderem Maße Risikoträger sind, anders als Pflegekräfte in Heimen, nicht bevorzugt geimpft werden.

Man muss Frau Schweinsberg-Klenk und der SPD 60-Plus dankbar sein, dass sie auf ein offensichtliches Unrecht in aller Deutlichkeit hingewiesen haben. Mich verwundert in diesem Zusammenhang das Schweigen anderer Seniorenvertretungen, zum Beispiel der Seniorenunion oder auch der Seniorenräte.

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