Leserbriefe

Im Räderwerk der EU-Subventionen

Heinz Michels, Wolfschlugen. Zum Artikel „Krähen werden für Bauern zur Plage“ vom 15. Juni.

Der Bericht ist eine sehr einseitige Betrachtung des Themas, weil es die Ursachen hierzu völlig unerwähnt lässt. Die heutige intensive-industrielle Landwirtschaft mit ihren großen Monokulturen, zum Beispiel Mais und Raps, haben die im schwäbischen üblichen kleinparzellierten Ackerflächen mit ihren vielfältigen Kulturen und extensiven Bearbeitungsmethoden völlig verdrängt. Die lange Zeit an diese Bewirtschaftung angepassten heimischen Tier- und Pflanzenarten werden heute auf roten Listen geführt (Wachtel, Rebhuhn, Kiebitz . . . ) und sind bei uns fast ausgestorben. Durch das großflächige Ausbringen von Pestiziden in den Kulturen wird das Aufkommen von Pflanzen im Unterwuchs verhindert. Fehlen aber diese Blühpflanzen, so fehlen auch die dazugehörenden Insekten und damit die Nahrungsgrundlage der Vögel.

Auf die noch vorhandenen wenigen Wiesenflächen werden große Mengen Gülle und die Reststoffe aus den Biogasanlagen aufgebracht. Das hat zur Folge, dass auch hier kaum noch Blühpflanzen zu finden sind, aber die Gräser dichter und sehr hoch wachsen. Auch die schon im April/Mai durchgeführte erste Grünlandmahd sorgt dafür, dass Bodenbrüter wie Feldlerchen und Goldammern keine Chance haben, erfolgreich zu brüten. Das alles hat zur Folge, dass die Artenvielfalt in den Ortschaften viel größer ist als auf den monotonen und strukturlosen Agrarflächen. Die als schlau und intelligent bekannten Vertreter der Rabenfamilie konnten sich als Allesfresser besser auf diese Bedingungen einstellen und haben den Pflanzenanteil ihres Nahrungsspektrums auf den Agrarkulturen, wegen fehlender tierischer Nahrung, angepasst.

Auch sind sie deshalb vermehrt in den Ortsrändern anzutreffen auf der Suche nach tierischer Nahrung. Unsere nur noch wenigen Landwirte, dafür aber mit großen Flächen, sind zu Getriebenen im Räderwerk der EU-Subventionen und Vorgaben geworden. Durch hohe Investitionen in Maschinen und Anlagen befinden sie sich in einem Teufelskreis aus langjährigen Abhängigkeiten. Die Umsetzung vorhandener Förderprogramme bei guter Bezahlung mit Steuergeldern, von großen mehrjährigen Blühflächen im intensiven Agrarland, wäre hier für beide Seiten sehr hilfreich.

Zur Startseite