Leserbriefe

Honig-Worte verkennen Realität

Raphael Fröhlich, Köngen. Zum Artikel „Klimaschutz: eine Selbstverständlichkeit“ vom 1. Februar. Die virtuelle Veranstaltung der örtlichen CDU zum kommunalen Klimaschutz habe ich als Fridays-for-Future-Aktivist mit echtem Interesse aufgenommen. Das Bewusstsein für kommunale Klimaschutzmaßnahmen ist gewachsen, erste Schritte wurden unternommen – so die nun terminierte Umstellung der Gemeinde Köngen auf Ökostrom oder auch die Einrichtung einer kreisweiten Klimaschutzagentur.

Einige Äußerungen bei der Runde zeigen jedoch geradezu beispielhaft, dass mehr als zwei Jahre nach dem Beginn der Fridays-for-Future-Proteste den schönen Honig-Worten nicht wirklich ein grundsätzlicher Sinneswandel gefolgt ist. Für Bürgermeister Otto Ruppaner sei es eine „Sünde an unseren Kindern, die die Kosten tragen müssen“, wenn viel Geld in die Klimaneutralität investiert werde. Ich sehe es jedoch als Bürde für die zukünftige Generation, die die Klimaschulden tragen muss, jetzt nicht ganz gezielt in den Klimaschutz zu investieren. Wenn bei der CDU-Veranstaltung von einer Podiumsteilnehmerin vorgeschlagen wird, man könne ja mit Kreide täglich den eigenen Energieverbrauch vors Haus notieren, um den Klimaschutz durch einen Konkurrenzkampf in der Straße zu beleben, dann klingt das wie Satire – frei nach Schiller: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“. Doch es zeigt die bittere Realität der Politik im Jahre 2021, die die Verantwortung schlicht auf die Einzelnen abwälzt, anstatt endlich gemeinsam im Interesse unserer Zukunft zu handeln.

Zur Startseite