Leserbriefe

Hölderlinhaus: Wir hatten einen Traum

Barbara Leib-Weiner, Nürtingen. Zum Artikel„Ein eigenes Haus für Hölderlin“ vom 14. Januar. Seit zehn Jahren setzen wir vom Verein Hölderlin-Nürtingen uns dafür ein, dass das Hölderlinhaus nicht den Todesstoß erhält, dass dieser einmalige Schatz Nürtinger, deutscher, europäischer Geschichte nicht verschwindet. Noch steht es majestätisch mitten in der Stadt. Doch böse Geister bereiten Abriss und Vergessen vor. Verschwinden werden die letzten baulich authentischen Spuren Hölderlins, des Dichters, der in aller Welt mehr geehrt wird als in seiner Heimatstadt. In diesem Haus verbrachte er Kindheit und Jugend, Jahre seines Schaffens, fand Kraft für sein Dichten und Denken. Dieses Haus könnte, von Fachleuten bestätigt, erhalten bleiben und, respektvoll restauriert, modernen Ansprüchen genügen. Gelöscht werden auch Spuren Duttenhofers, der das Haus bauen ließ. Dieser Spitalmeister setzte sich mit Todesmut für das Wohl seiner Mitbürger ein, gegen einen despotischen Fürsten (Nürtinger Zeitung vom 25. Januar).

In den Jahren nach Hölderlin war das Haus wahrhaft ein Bildungszentrum. Fast jede neue Schule und Schulart hatte hier ihre Wiege. Hier lernten Mädchen, Kinder, Gymnasiasten, Behinderte. Viele Nürtinger Bürger erinnern sich gerne an ihre Schulzeit in diesem Haus. In Zukunft könnten Besucher das Mutterhaus Hölderlins und Schulgeschichte besichtigen. Das Haus muss nicht „Haus im Haus“ werden, damit, wie Marbach meint, „Hölderlins Atem in seinen Mauern weht“. Sinnvoller sind kluge Veranstaltungen. Auch „Bildungszentrum“ muss es nicht erst werden, obwohl Abrissbefürworter trunken sind von diesem Wort. Das war es schon. Wir sind gegen die Vergrößerung des Hauses, gegen den heute so zerstörerischen Gigantismus. Wir wollen, dass Nürtingen mit echtem und restauriertem Hölderlinhaus das bleibt, was es ist, die Hölderlinstadt.

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