Herr Melnyk agiert sehr weltfremd

Wolfgang Niefanger, Oberboihingen. Zum Artikel „Botschafter legt gegen Steinmeier nach“ vom 4. April.

Man kann ja einiges mit der derzeitigen Situation in der Ukraine entschuldigen. Diese Eskapaden des Herrn Melnyk sind jedoch unerträglich. Herr Melnyk ist Gast in unserem Land und man sollte erwarten, zumal von einem Diplomaten, dass er dieses Gastrecht nicht missbraucht und das Oberhaupt der BRD, so wie er es gerade mehrfach betreibt, vorführt. Wenn der Charakter dieses Diplomaten symptomatisch für die Ukraine ist, sollte sich Herr Selenskyj nicht mehr um Hilfe aus der EU bemühen.

Offensichtlich mangelt es diesem Botschafter nicht nur an Fingerspitzengefühl. Ihm fehlt auch die Erkenntnis über die Zusammenhänge, die diese EU mehr schlecht als recht zusammenkittet, nämlich eine sehr einseitige Finanzierung. Wer Deutschland als größten Nettozahler der EU wirtschaftlich in den Ruin treiben will, sollte anschließend nicht auf Hilfe der EU rechnen. Wenn Deutschland diese EU nicht mehr finanzieren kann, wird sie relativ schnell zusammenbrechen. Beispiele unserer östlichen Nachbarn gibt es ausreichend.

Betrachtet man nur die drei Länder, die derzeit permanent rechtsstaatlich mit der EU anecken: Polen, Ungarn und Tschechien. In Summe haben diese drei Länder im Jahr 2020 8,2 Milliarden Euro eingezahlt und 21,57 Milliarden aus der EU bekommen. So eine Bank ist natürlich lukrativ und weckt Begierden auch in der Ukraine. Wenn diese Nehmerländer plötzlich kein „gutes Geschäft“ mehr machen, weil das Haupt-Geberland ausfällt, dürfte das Interesse an der EU schnell verblassen.

Wenn Herr Melnyk der Meinung ist, dass Putin diesen Krieg beendet, wenn wir in Suizidstimmung auf Gas verzichten, verkennt er die Realitäten. Putin hat längst China als Gaskunden ausgemacht und einen 100-Milliarden-Deal mit China ausgehandelt, um sich von der EU unabhängig zu machen.

Woher Herr Melnyk die Weisheit nimmt, wie ein wirtschaftlich geschwächtes Deutschland die Mittel für den Wiederaufbau der Ukraine stemmen soll, bleibt ein Rätsel. Eine durch Krieg zerstörte Ukraine aus europäischen Mitteln wieder aufzubauen, ohne eine starke deutsche Wirtschaft, ist weltfremd und kann nur als einfältiger Wunschtraum angesehen werden.