Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „Ein bürgerschaftliches Netzwerk feiert Jubiläum“ vom 23. April. Vierzig Berufsjahre mit vorwiegend erwachsenen Schülern haben mich gelehrt: Überzeugen gelingt nur nach Zuhören, Verstehen, Nachfragen und Nachdenken. Diese Werkzeuge fallen einem nicht in den Schoß. Man muss sie akzeptieren, lernen und üben. Unser Oberbürgermeister überzeugt mich sofort, wenn er in seiner Begrüßung zur aktuellen Civitas-Tagung mit dem Satz zitiert wird: „Bürgerkommune findet auf vielen Ebenen statt und setzt Lernbereitschaft, Rollenflexibilität und vor allem Kommunikation, Kritikfähigkeit und Kreativität im Denken und Handeln voraus.“ Das sind große und richtige Worte. Wie aber sieht es mit den Früchten aus, wie es in der Bergpredigt heißt? Folgen den Worten auch angemessene Taten? Während des vergangenen Jahres, als viele Bürgerinnen und Bürger ihre kritischen Stimmen zu Vorhaben der Stadtverwaltung erhoben haben, ist von dort das Gespräch verweigert worden. Stattdessen hat man uns in die Schmuddelecke gestellt.
Ich selber gehöre zu den besonders hartnäckigen Fragern und Mahnern. Dafür bin ich sogar vom Platz gestellt worden. Damit kann ich leben, denn solche Methoden können sich nicht halten. Als Nürtinger sitze ich sowieso am längeren Hebel. Rein zeitlich. Das ist kein Trost, aber wenigstens eine Aussicht. Wer die Bürger nach dem Aschenputtelprinzip in Gute und Schlechte sortiert, wird nicht weit kommen. Nürtinger sind langmütig, sogar gutmütig. Aber nicht dumm. Und sie vergessen nicht, wenn Hand und Gespräch kategorisch verweigert werden, solange man schwachen Argumenten nicht linientreu hinterherstolpert. Unsere Stadt kann nicht vorankommen, wenn von oben ausgegrenzt wird, wenn die goldenen Worte der Civitas-Bewegung sich mit der Praxis reiben. In bester Hegelscher Manier müssen Gegensätze für den gemeinsamen Fortschritt zusammengeführt werden. Und dazu gehört eben Zuhören, Fragen, Miteinander-Reden und Nachdenken. Darin beweist sich Führungskompetenz.
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...