Leserbriefe

Gehirn ist zum Denken und Nachdenken da

Hartmut Gerhardt, Wolfschlugen. Zum Artikel „Wir sind anfällig für Verschwörungsglauben“ vom 6. März. Der Beauftragte des Landes gegen Antisemitismus, Michael Blume, beschreibt im Interview sehr klar und fundiert, wie Antisemitismus, Hass gegen Minderheiten und die Gefahr, Verschwörungstheorien zu erliegen miteinander zusammenhängen und in unserer Gesellschaft Wurzeln schlagen können. Er zeigt auf, dass diese Wurzel Antisemitismus das gedeihliche Zusammenleben der Menschen nicht nur bei uns in Deutschland zersetzen kann. Dieser Irrweg des Verunglimpfens einer Minderheit führt weg von einem Akzeptieren unserer Vergangenheit und vom Ziel, aus unserer Geschichte für eine gute, gemeinsame Zukunft zu lernen.

Michael Blume: „Bildung ist etwas urjüdisches. 0,2 Prozent der Weltbevölkerung sind jüdisch, aber über 20 Prozent der Nobelpreisträger.“ Diese Tatsache sollte eher zu einer Achtung vor Juden führen, als zu einem Antisemitismus. Doch ein Blick in die Evolution macht deutlich, dass dies nicht so einfach ist: Unser Gehirn , das nur zwei Prozent unseres Körpergewichts ausmacht, verbraucht 20 Prozent der insgesamt aufgenommenen Energie. Vor vielen Jahrtausenden musste der Mensch über Tausende von Jahren insgesamt auf allen Bereichen sehr sparsam seine Energie einsetzen, denn Nahrung gab es nicht täglich.

Der Hang von uns allen zu einer „gewissen Bequemlichkeit“ als Energiesparmodus ist also genetisch angelegt. Heute allerdings mangelt es am Nachschub nötiger Energie nicht! Wir können also getrost mehr Zeit zum Denken und Nachdenken nutzen, um die so leicht eingängigen, aber verhängnisvollen Verschwörungstheorien zu entlarven, siehe Interview mit Michael Blume! Verantwortung für sich und andere zu übernehmen, war und ist eben auch heute ein bisweilen anstrengendes Geschäft.

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