Leserbriefe

Gartenschau kontra Bebauung am Wasen

Eugen Schnell, NT-Roßdorf. Zum Artikel „Die Herausforderungen sind groß“ vom 27. November. Im Interview geht Oberbürgermeister Fridrich auch auf die zwei bedeutenden Zukunftsprojekte IBA’27 und Landesgartenschau-Bewerbung ein. Die Aussagen, die den Neckar betreffen, stehen nicht im Einklang mit der Diskussion im Bauausschuss nur einen Tag zuvor. Wenn im Interview die Rede von der attraktiven Gestaltung der Stadteingänge ist und der Neckar erlebbar gemacht werden soll, geht dies sicher nicht mit der geplanten Bebauung auf dem alten Psychiatriegelände. Ob die Attraktivität durch einen 24 Meter hohen Wohnturm gesteigert wird, darf in Zweifel gezogen werden. Mit einer zehn Meter hohen Schallschutzwand entlang der Stuttgarter Straße für die fünfgeschossigen Wohnblocks dahinter wird dies sicher auch nicht erreicht. Ein weiteres Problem habe ich mit dem Abholzen von circa 70 alten Bäumen.

Die Baugesellschaft verspricht zwar circa 70 Neuanpflanzungen von Bäumen, aber über einer Tiefgaragenbetonfläche von 9400 Quadratmetern lassen sich vielleicht Bonsaibäumchen anpflanzen, aber kein Baumbestand wie bisher, der Sturm oder Trockenheit standhält. Trotzdem wurde dem vorgelegten Bebauungsplan im Bauausschuss mehrheitlich von den anwesenden Gemeinderäten zugestimmt. An diesem Flussufer wird der Fluss ganz und gar nicht erlebbar gemacht. Es bleibt nur ein schmaler Radweg neben der Böschung, die zur geplanten Hochwassermauer hinaufgezogen werden soll. Der alte Friedhof hinter diesem Baugebiet ist aus Denkmalsicht von großer stadt- und kulturhistorischer Bedeutung. Unter anderem gelten die Steinepitaphe aus dem 16. Jahrhundert als frühneuzeitliche Zeugnisse einstiger Glaubens-, Stil- und Bestattungskultur. Wenn wir eine Bebauung mit fünf-, sechs- und achtgeschossigen Betonklötzen zulassen, welche dieses kulturhistorisch wertvolle Denkmal von der Stadt abtrennt, dann stimmt es, was Herr Dr. Fridrich sagt: „Es gibt kaum eine Stadt, die so wenig aus ihrem Fluss macht und es gibt kaum eine Stadt, die solche Flächen noch zur Verfügung hat . . .“ In demselben Interview bescheinigt Herr Dr. Fridrich dem Gemeinderat, dass er „150-prozentig hinter der Bewerbung“ für die Landesgartenschau steht. Ich würde einer knappen Mehrheit des Gemeinderats bescheinigen, dass mit so wenig Verbundenheit mit den Stadtkleinoden – den Neckarufern in Nürtingen – 100-prozentig keine Chance bei der Bewerbung für die Landesgartenschau besteht.

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