Leserbriefe

Flüchtlingssituation war damals anders

Lydia Hofstadt, Erkenbrechtsweiler. Zum Leserbrief „Flüchtlinge sind auch Vertriebene“ vom 28. Juli. Frau Mugrauer schrieb ganz richtig, damals waren es fast ausschließlich Vertriebene, die unter elenden Verhältnissen in das zerbombte Deutschland der Nachkriegszeit gekommen sind. Zu der Zeit herrschte bei uns auch Hunger und Not und man musste zusammenrücken. Bei uns wurde ein altes Gärtnerehepaar aus Reichenberg einquartiert, die nicht nur ihre Gärtnerei, sondern auch den einzigen Sohn und den Enkel verloren hatten.

Die Flüchtlingssituation heute lässt überhaupt keinen Vergleich zu mit der damaligen Zeit. Damals waren es unsere Landsleute, die unsere Sprache gesprochen haben und der gleichen Religion angehörten. Es waren Christen wie wir. Damals wurde auch niemals über Traumatisierte gesprochen, auch nie nach den Bombenangriffen und den brennenden Städten. Diese Menschen mussten ohne Hilfe damit fertig werden. Die, die zu uns kamen, waren froh und dankbar, ein Dach über dem Kopf zu haben und keiner hat Ansprüche gestellt.

Als gezeigt wurde, dass bei der Ankunft der Flüchtlinge Rosen an die jungen Männer verteilt wurden, dachte ich, dass es besser gewesen wäre, wenn diese Frauen mal mit ihren Blumengrüßen in ein Altersheim gegangen wären, da wären diese besser angebracht gewesen. Wenn man in der gleichen Ausgabe auf der ersten Seite der Zeitung liest, dass die Zahl der Ausländer hinter Gittern steigt (Anteil der Inhaftierten 46 Prozent), gibt das Anlass zum Nachdenken. Die vielen jungen Männer täten gut daran, sich beim Wiederaufbau in ihrem Land zu beteiligen.

Nachdenken muss man auch darüber, dass unser Außenminister bei den hier lebenden Deutschtürken um Verständnis für den verschärften Kurs Berlins gegenüber Ankara bittet, wie im Artikel „Erdogan verbittet sich Kritik aus Berlin“ vom 24. Juli zu lesen war. Hat denn Herr Gabriel Köln vergessen, als Tausende für das Referendum Erdogans stimmten? Ich empfehle jedem, einmal das Buch von Constantin Schreiber „Inside Islam“ zu lesen, in dem Predigten der Imame in deutschen Moscheen und in türkischen Gemeinden wiedergegeben sind. Erdogan ist in Deutschland allgegenwärtig.

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