Leserbriefe

Ein Kontrast zu Celans „Todesfuge“

Reinmar Wipper, Nürtingen. Zum Artikel „Daniel ist mein Engel aus Deutschland“ vom 24. August. Seit meinem Studium vor über 40 Jahren trage ich im Kopf ein großes Bündel an Gedichten mit mir herum, Studienliteratur im Fach Sprecherziehung, das ich nach dem Pflichtjahr einige Semester freiwillig und gemeinsam mit Schauspielschülern belegt hatte. Aus diesen Gedichten tauchen immer wieder Verse und Zeilen auf, wenn sie assoziativ angesprochen werden. Aus Paul Celans „Todesfuge“, damals gerade seit zehn Jahren in Deutschland veröffentlicht, und später auch Gegenstand im fächerübergreifenden Unterricht, gehört eine Zeile der letzten Strophe zu diesen Begleitern.

Spontan erschien mir dieser Vers bei der Lektüre von Jürgen Gerrmanns anrührendem Bericht über die lebensrettende Stammzellenspende eines jungen Mannes aus Raidwangen für eine israelische Mutter. Die Worte der Zeitungsüberschrift wurden so zu einem Hoffnung stiftenden, entlastenden Kontrast zu Celans beschämender und deprimierender Anklage: Statt „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ mag es nun bescheiden, aber glücklich heißen „Leben ist ein Engel aus Deutschland“.

Zur Startseite