Leserbriefe

Durch die Brille des Nürtingers

Johannes Ottenwälder, NT-Neckarhausen. Zum Artikel „Bahn-Misere: Was kann das Land tun?“ vom 15. August.

Bringen wir es doch mal auf den Punkt, vielleicht lesen die Herren Gastel und Hermann ja mit: Das Land behauptet, die eingekauften Streckenkilometer drastisch gesteigert zu haben. Wie aber wirkte sich die Reform der Regionalverkehre, die das grün geführte Verkehrsministerium durchführte, ganz konkret auf Nürtingen aus: Der Fahrplan wurde am Abend und in der Mittagszeit zum Halbstundentakt verdichtet. Es fährt nun genau ein Zug mehr in der Mittagszeit und einer mehr am Abend von Stuttgart nach Nürtingen. Die Verstärkerzüge im Berufsverkehr, auch die schnellen Verbindungen wurden im Gegenzug reduziert. Statt der bisherigen Doppelstockzüge mit fünf Wagen fahren nun einstöckige Triebwagen mit drei bis maximal acht Gliedern, meist jedoch fünf.

Die Regionalbahn zwischen Plochingen und Tübingen/Herrenberg wurde auf der Strecke komplett gestrichen. Welche Konsequenzen haben diese Umstellungen für Nürtingen: Den ganzen Tag über, aber ganz besonders zu den Hauptverkehrszeiten sind die Kapazitäten um bis zu 50 Prozent reduziert. Direkte Verbindungen von Nürtingen an die kleineren Stationen im Kreis Reutlingen und Tübingen sind komplett entfallen und es muss in Metzingen oder Reutlingen umgestiegen werden (Fahrzeit plus 15 bis plus 50 Minuten). Die Anschlüsse an die Fernverkehrszüge in Plochingen in Richtung Ulm/München, die die Regionalbahn Herrenberg/Tübingen–Plochingen herstellte, sind entfallen mit der Folge von Wartezeiten bis 55 Minuten.

Es ist ja schön, dass das Verkehrsministerium mehr Kilometer geordert hat, aus Nürtinger Sicht wurde aber der Fahrplan ausgedünnt und die Kapazität der verbliebenen Züge reduziert. Jetzt kann man die Schuld auf die DB Netz schieben, durch die Nürtinger Brille betrachtet, ist das Debakel aber hausgemacht in der Dorotheenstraße 8, 70173 Stuttgart und es war absehbar.

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