Leserbriefe

Diskussion um Boris Palmer und kein Ende

Peter Reinhardt, Neckartenzlingen. Zum Leserbrief „Menschenrechte sind der Markenkern“ vom 26. Mai. Bisher hatte sich die Partei der Grünen dadurch ausgezeichnet, dass sie frisch und konstruktiv war – und nicht muffig und ängstlich darauf bedacht, ja keinen Anstoß zu erregen. Dass sie dabei gelegentlich auch überzogen hat, das fand ich nicht so arg schlimm – auch wenn es ihre Gegenspieler erfreut hat; da konnten sie kräftig die Moralkeule schwingen. Dass jetzt auch viele Grüne auf die nicht immer geschickten Äußerungen des Bürgermeisters von Tübingen so heftig, so muffig reagieren, das enttäuscht mich doch einigermaßen. Da wird aus ein paar etwas arg lockeren Äußerungen ein Gesinnungsbild gezimmert: Palmer als Rassist! Mir erscheint das als großer Unsinn – und sehr ungerecht. Er ist doch mit Sicherheit nicht das, was man einen eingefleischten Rassisten nennen muss. Sicher: manches ist etwas grenzwertig – aber wonach sollte man einen Menschen beurteilen? Ich meine doch: nach dem, was er tut und leistet. Und offensichtlich tut er für seine Stadt – und auch für die Popularität seiner Partei eine ganze Menge. Kann man als lebendige Partei da nicht ein paar Schlabbergosch-Bemerkungen beiseite stecken?

Deutschland braucht doch Menschen, die nicht nur brav und weichgespült – mit wenig konkretem Inhalt – reden, sondern Leute, die selber denken und Sinnvolles in Bewegung bringen. Hat sich da der Boris Palmer nicht durchaus Verdienste erworben? Gilt so etwas nichts mehr? Sind wirklich bei uns sprachliche Frechheiten, die nicht dem gegenwärtigen Main-Stream entsprechen, gewichtiger als alle anderen Leistungen?

Was ihm da alles unbarmherzig unterstellt wird! Oje! Armes Deutschland! Duckmäuser-Deutschland? Solche Leute wie den kessen Boris Palmer brauchen wir doch – oder? Vielleicht muss man da über ein paar Unschicklichkeiten hinwegsehen können – und nicht gleich maßlos mit „Verletzung der Menschenrechte“ kommen; unter „Menschenrechtsverletzung“ läuft deutlich Schlimmeres. Das ist Missbrauch hoher, ja höchster Werte.

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