Leserbriefe

Die verschwundene Dokumentation

Julie Hoffmann, Wolfschlugen. Zum Artikel „Schuld und Sühne“ vom 19. März.

Nachdem ein bereits erstelltes Gutachtens über den Umgang der katholischen Kirche mit sexuellen Missbrauch im Erzbistum Köln von Kardinal Woelki mit Hinweis auf methodische Mängel unter Verschluss gehalten wurde, hat nun die Kanzlei Gercke ein neues Gutachten vorgestellt.

Dabei wurde deutlich, dass die derzeitigen Aufarbeitungsversuche über den sexuellen Missbrauch von kirchlichen „Würdenträgern“ an minderjährigen Jungen und Mädchen viele Fragen offen lassen. Weiteres methodisch und inhaltlich erweitertes Aufarbeiten ist dringend erforderlich. Es ist zu vermuten, dass je tiefer gegraben wird, desto mehr Fälle auftauchen werden. Das Ausmaß des Problems kann nur erahnt werden. Doch des Schreckens noch nicht genug: Neben der Pädophilie versucht die Kirche ein weiteres Verbrechen zu vertuschen: Weltweit begehen Priester in der römisch-katholischen Kirche sexuellen Missbrauch an Ordensfrauen, die ihrer Autorität unterstehen.

Ein französischer Dokumentarfilm mit dem Titel „Gottes missbrauchte Dienerinnen“ hat diese Verbrechen jedoch 2019 aufgezeigt und benannt. Dem Film liegen zweijährige Recherchen zugrunde. Arte hat diese Dokumentation erstmals am 5. März 2019 gezeigt. Am 20. März 2019 untersagte ein Gericht mit einer einstweiligen Verfügung dem Sender, den Film weiterhin zu zeigen. So verschwand die Dokumentation zunächst aus der Arte Mediathek. Der Film ist jedoch weiterhin in den sozialen Medien (YouTube) abrufbar. Jede und Jeder möge sich selbst einen Eindruck verschaffen und sich diese Dokumentation ansehen.

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