Leserbriefe

Die Verkehrsminister haben es vergeigt

Peter Främke, Neckartailfingen. Zum Artikel „Rechnungshof verlangt Bahn-Reform“ vom 18. Januar. Vor 25 Jahren hat es eine sehr teure Bahnreform gegeben: Damals haben die Steuerzahler sämtliche Milliarden-Schulden der Bahn übernommen, sodass eine neue Deutsche Bahn AG schuldenfrei starten konnte mit dem Auftrag gemäß Grundgesetz: Zum Wohl der Allgemeinheit. Nach 25 Jahren hat Thomas Wüpper fast die ganze Seite fünf der Nürtinger Zeitung genutzt, um über das Versagen zu berichten, mit dem Bund und Bahn seitdem gemeinsam eine katastrophale Entwicklung herbeigeführt haben, die jetzt wieder einmal von dem Bundesrechnungshof scharf gerügt wird – besonders auch die „Fehlinvestition Stuttgart 21“. Seit 1994 wurden 160 000 Arbeitsplätze „wegrationalisiert“, 65 000 Weichen und 7000 Kilometer Schienen wurden abgebaut, die Bahnhöfe verkauft und die Qualität und Zuverlässigkeit der Bahn extrem verschlechtert.

Politik und Vorstände wie Mehdorn wollten aus der DB einen „Global Player“ machen. Jetzt werden circa 50 Prozent des Umsatzes im Ausland gemacht mit mehr als 500 Tochterunternehmen in 140 Ländern., unter anderem Schenker (72 000 Mitarbeiter) und dem Bus-Unternehmen Arriva (55 000 Mitarbeiter). Damit sich auch das DB-Management wieder auf das ursprüngliche Kerngeschäft in Deutschland konzentrieren kann, heißt die Forderung jetzt: Schenker und Arriva verkaufen und auch die S21-Milliarden anders und besser einsetzen.

Neben Kanzlerin Merkel, die S21 mit der Zukunftsfähigkeit Deutschlands verwechselte, und ihrem Ronald Pofalla sind die politischen Bahn-Versager hauptsächlich die Verkehrsminister, die gern von der CSU als kleinster Partei im Bundestag bereitgestellt werden. Nach Ramsauer und Dobrindt ist jetzt Andreas Scheuer im Kreuzfeuer. Aber immerhin will er endlich mit dem Deutschlandtakt nach Schweizer Vorbild mehr Zuverlässigkeit erreichen. Leider gilt das nicht für die Region Stuttgart, denn mit nur noch acht Gleisen im S21-Tiefbahnhof funktioniert kein Taktverkehr. Dazu braucht man die bereits bestehenden 16 Gleise oben im bewährten Kopfbahnhof. 20 Milliarden beträgt der neue Schuldenberg und Politik und Bahn haben mit diesem wahnsinnigen Schulden-Wachstum viele Probleme geschaffen.

Kein Pofalla, sondern Bahn-Fachwissen ist erforderlich in Vorstand, Aufsichtsrat und Ministerium, damit es bald wieder heißen kann „Pünktlich wie die Eisenbahn“ – auch in Stuttgart.

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