Leserbriefe

Die Triage beginnt bei den Operationen

Michael Stoll, Wolfschlugen. Zum Artikel „Eine Mischung aus Irrglaube und Hass“ vom 10. Januar.

Scheinbar gibt es Menschen in Deutschland, die den Schuss nicht gehört haben und Einzelaspekte der Coronabestimmungen herausgreifen, um daran herumzumäkeln. Tatsache ist: In dieser Virenpandemie kommt es zu Ansteckungen durch Kontakte von Mensch zu Mensch. Viel Kontakte, viele Infizierte. Viele Infizierte heißt, dass es bei manchen Menschen zu durch das Virus oder irgendwelche Mutationen verursachten Krankheiten kommt. Die einen merken nicht viel, die anderen sind bis zu drei Monate krank geschrieben oder sie müssen ins Krankenhaus oder gar auf die Intensivstationen.

Als absolute Zahl führt das in den Krankenhäusern, die auch vorher schon gut ausgelastet waren, zur Überfüllung. Da beginnt dann die Triage auf den Wartelisten für Operationen, die verschoben werden müssen. Dem muss eine Regierung vorbeugen oder Abhilfe schaffen. Sie muss die Kontakte der Menschen untereinander minimieren und/oder mit Impfungen möglichst vieler Menschen versuchen, das Infektionsgeschehen zu verlangsamen, damit die Krankenhäuser noch arbeiten können und die Wirtschaft nicht zusammenbricht. Das ist der kausale Zusammenhang, der überall auf der Welt, auch in allen Diktaturen und nicht nur bei uns und in allen anderen Demokratien, zumindest von den Verantwortlichen, verstanden worden ist.

Da man sich bei uns nun an jeder Ecke impfen lassen kann und es Kontaktbeschränkungen aller Art gibt, funktioniert das bei uns ganz gut. Allerdings halten die vielen impfunwilligen Bedenkenträger die Pandemie weiter am Laufen und sorgen so dafür, dass die Einschränkungen im täglichen Leben weiter fortbestehen müssen. Mit allen Folgen für die Wirtschaft, die Kultur, die Jugend und die Kinder und so weiter. In den Anti-Coronamaßnahmen-Demos protestieren diese Leute also gegen sich selbst. Sie wissen’s nur nicht. Exemplarisch für die Sturheit dieser Leute seien die beiden neuen Freiheitshelden der AfD genannt. Ein Landtagsabgeordneter und ein Stadtrat waren ungeimpft und das Virus hat deren Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit einfach ignoriert. Sie haben dann dieses Grundrecht freiwillig an der Krankenhauspforte abgegeben und sind trotzdem verstorben. Nicht ohne vorher jeweils für drei Wochen ein Intensivbett zu belegen.

Für uns alle wären die bestehenden Coronamaßnahmen schnell vorbei, wenn sich die Impfunwilligen bereit erklären würden, im Fall der Fälle auf einen Krankenhausaufenthalt (zumindest auf einen von den geimpften Krankenversicherten mitfinanzierten) zu verzichten. Sie würden sich in kurzer Zeit in Genesene und Tote aufspalten und es wäre für die vernünftigen anderen wieder normales Leben möglich.

Ich empfehle den Impfunwilligen dringend, mit dem Personal der Krankenhäuser über Corona und die Folgen zu sprechen. Die Wahrheit über die Pandemie liegt im Krankenhaus. Dort lässt sich nichts beschönigen oder interpretieren. Dort ist eins und eins einfach zwei.

Zur Startseite