Leserbriefe

Die Kfz-Seuche und wahre Alltagshelden

Uli Kirchner, Nürtingen. Zum Artikel „Euro 7: Setzte EU-Kommission Wissenschaftler unter Druck?“ vom 18. November. Zitat Kraftfahrtbundesamt am 6. Januar: „Insgesamt wurden 4,23 Millionen Kfz (plus 5,2 Prozent) und 317 945 Kfz-Anhängern (plus 3,5 Prozent) neu in den Verkehr gebracht“. Davon sind 3,6 Millionen Pkw. Laut Statistischem Bundesamt lag die Zahl der geborenen Kinder in Deutschland im Jahr 2019 mit rund 778 100 Babys um 9400 niedriger als im Jahr 2018. Erst hat das Kfz das Tier verdrängt. Mittlerweile sind wir an der Reihe. Künftige Generationen werden uns diese Entwicklung nicht verzeihen, zum Transport von achtzig Kilogramm Mensch eine Tonne Blech in Bewegung zu setzen, oder für den Transport von Äpfeln aus fernen Ländern, obwohl diese bei uns vor der Haustüre wachsen und nicht geerntet werden, ganze Lkw-Kolonnen durch unsere Ortschaften zu schicken.

Die Kfz-Industrie ist so gigantisch, dass andere Branchen und Lebensbereiche sprichwörtlich unter die Räder kommen. Das ist die Folge lobbyistischer Klientelpolitik und falscher ökonomischer Lehre, die auch an unserer Fachhochschule in Nürtingen gelehrt wurde. Nun versucht laut der Nürtinger Zeitung vom 18. November die EU-Kommission gegen den Willen der Autoindustrie die Schadstoffgrenzen drastisch zu verschärfen. CDU-Wirtschaftsexperte Markus Pieper vermutet hinter diesem nach wissenschaftlich-demokratischen Grundsätzen durchaus fragwürdigen Vorgehen der EU-Kommission die Deutsche Umwelthilfe und stellt dies als Tatsache dar. Warum veröffentlicht unsere Nürtinger Zeitung diese Vermutung, ohne Belege für deren Richtigkeit zu liefern? Ist das seriös? Oder sind das gezielt publizierte Fake News? Wie bei der Corona-Seuche lösen wir die Kfz-Seuche durch Rücksichtnahme und Innovationen. Wahre Alltagshelden sind Radfahrer ohne Akku-Antrieb und Fußgänger.

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