Leserbriefe

Die Bundeswehr wurde kaputtgespart

Dr. Walter Stahli, Nürtingen. Zum Leserbrief „Mir wäre Intelligenz lieber als Stärke“ vom 2. April.

Der Leserbriefschreiber stellt die Frage, was ich von einer Vorgehensweise nach dem Motto „Frieden schaffen ohne Waffen“ halte. Abgesehen davon, dass dieser Herr mit seinem Wunsch „Mir wäre Intelligenz lieber“ nicht nur mir, sondern uns allen fehlendes Denkvermögen unterstellt, bin ich der Meinung, dass Blauäugigkeit im Verhältnis zu dem von Putin regierten Russland nicht die optimale Lösung darstellt!

Putin ist weder dumm noch friedfertig. Dass die russische Regierung von der Osterweiterung der NATO nicht begeistert war, ist verständlich. Sie schmälert die Möglichkeit zur Herstellung eines „Einflussgebietes“ für Russland, wobei die betroffenen Nationen nicht gefragt wurden, ob sie das auch wollen!

Was einen Frieden ohne Waffen angeht, bin ich – in Kenntnis von osteuropäischen Mentalitäten – sehr, sehr skeptisch. Demos, Lichterketten und Appelle zum Frieden! Putin lässt sich von alldem nicht beeindrucken. Stalin, der viele Jahre vor Putin im Kreml herrschte, hat mal folgende Frage gestellt: „Der Papst. Wie viele Divisionen hat der denn?“

Und genau so denkt auch Putin. Und nicht nur das. Bei der Benennung seiner Ziele gebraucht Putin Begriffe aus dem Militärjargon der Sowjetunion und des ehemaligen Warschauer Pakts. Dort hieß es nicht den „Gegner besiegen“, sondern den „Feind vernichten!“. Wie ein Frieden mit dem „Vernichteten“ aussieht, kann man sich selber vorstellen!

Seit über zehn Jahren, in der Zeit als unsere Bundeswehr „kaputtgespart“ wurde, hat Putin nicht ab-, sondern aufgerüstet. Die auf den ersten Blick niedrigeren russischen Ausgaben für die Armee täuschen. Der durchschnittliche Monatslohn in Russland betrug 2021 circa 600 Euro, der Mindestlohn 160 Euro. So gesehen wird eine westliche Waffe etliche Mal teurer als die Gleichwertige aus russischer Herstellung sein.

Ach ja! Die Nürtinger FDP-Bundestagsabgeordnete Renata Alt befürwortet jetzt „Stärke zeigen“! Gratuliere, siehe da, auch unsere Politiker sind lernfähig! Dazu passt jetzt auch die Anmerkung eines älteren Freundes, der mir mal Folgendes sagte: „Es gibt drei Sorten von Leuten: die intelligentesten lernen aus der Erfahrung anderer. Es ist immer gut, wenn man aus eigener Erfahrung etwas lernt. Es gibt aber leider auch solche, die nichts und niemals lernen!“

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