Leserbriefe

Der Leitartikel strotzt vor alten Klischees

Andrea Look, Aichtal-Neuenhaus. Zum Artikel „Feministinnen, lasst die Frauen in Ruhe“ vom 8. März. Ein wenig differenzierter hätte es zum Weltfrauentag schon sein dürfen. Der Leitartikel strotzt vor uralten, zum Teil sogar gefährlichen Klischees von Feminismus. So seien beispielsweise Frauen mit hübscher Figur, die diese zeigen, bei Feministinnen verpönt. Ich bezweifle das, denn auch das Recht, ihren Körper nach Belieben herzuzeigen, mussten Frauen erst einmal durchsetzen. Auch das ist Feminismus.

Die Autorin führt Begriffe ins Feld wie „die normale weibliche Frau“. Wenn vorgegeben wird, wer als normal zu gelten hat und wer nicht, wird es meist ungemütlich in einer Gesellschaft. Das ist das Gegenteil von Feminismus. Die junge Generation hat laut der Autorin ja kaum mehr Probleme mit der Gleichstellung. Ich habe eine dieser jungen Frauen gefragt, wie sie die Thesen der Autorin findet. Ihre Antwort: „Klar wollen nicht alle Frauen Karriere machen und klar sind nicht alle Männer Anti-Feministen, aber es geht doch gerade darum, dass jede Frau machen kann, was sie will. Wenn sie sich gerne sexy zeigt, darf sie das, wenn nicht, dann nicht.“

Frauen und Männern (ja, die gibt es auch), die sich für Parität und Chancengleichheit einsetzen, geht es mitnichten darum, Frauen die kurzen Röcke zu vermiesen. Es geht darum, dass es völlig egal ist, welche Länge der Rock hat. Und es geht um Macht. Wer die Macht hat, richtet die Welt ein. Ich fände es schön, in einer Welt zu leben, die von Männern und Frauen gemeinsam eingerichtet wird.

Zur Startseite