Leserbriefe

Der „Grüne Knopf“ ist kein gutes Siegel

Gerlinde Maier-Lamparter, Köngen. Zum Artikel „Die Zukunft gehört dem fairen Handel“ vom 11. Januar. Für MdB Markus Grübel gehört die Zukunft dem Fairen Handel. Dem kann ich als ehrenamtlich Engagierte im Weltladen nur zustimmen. Seine positive Einschätzung des „Grünen Knopfes“ teile ich allerdings aus mehreren Gründen nicht. Der „Grüne Knopf“ ist ein freiwilliges staatliches Siegel, das nach der Einhaltung bestimmter sozialer und ökologischer Standards vergeben wird. Bisher deckt er nur die letzten beiden Produktionsstufen der Textilherstellung ab: Nassprozesse (Färben und Bleichen) und Konfektionierung (Zuschneiden und Nähen). Unberücksichtigt bleiben Rohstoffanbau, Spinnen und Weben.

Gerade im Baumwollanbau herrschen bekanntermaßen unmenschliche Zustände, zum Beispiel Zwangsarbeit und ausbeuterische Kinderarbeit. Der vom „Grünen Knopf“ geforderte Mindestlohn reicht in vielen Ländern nicht aus für ein Leben in Würde. Es müssen existenzsichernde Löhne gezahlt werden. In Bangladesch zum Beispiel beträgt der Mindestlohn im Textilsektor seit 2018 8000 Taka (85 Euro). Ein existenzsichernder Lohn läge mindestens beim doppelten Betrag. Die Einhaltung der Standards wird vom TÜV kontrolliert. Dies ist ein privates Unternehmen. Um glaubwürdig zu sein, braucht es unabhängige Prüforganisationen, die die Einhaltung der Kriterien scharf kontrollieren und Verstöße ahnden.

Der „Grüne Knopf“ erlaubt eine Sonderregelung für Unternehmen, die in der EU produzieren. Sie müssen nicht nachweisen, dass die arbeits- und menschenrechtlichen Sozialstandards eingehalten werden, obwohl verschiedene Studien belegen, dass in vielen bulgarischen und rumänischen Textilfabriken gegen Arbeitsrechte verstoßen wird. Dem „Grünen Knopf“ fehlt eine gesetzliche Regelung für die Vergabekriterien sowie die Sorgfaltspflicht aller Unternehmen.

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