Leserbriefe

Der Bürgermeister war für den Erhalt

Carmen Diana Gähr, Frickenhausen. Zum Artikel „Die Tage des Ochsen sind gezählt“ vom 15. Mai. Das Schicksal des „Ochsen“ ist besiegelt. Diesen Eindruck hatte ich bereits, als ich bei der öffentlichen Begehung das Gebäude nach Jahren wieder betrat. Es hat mir wirklich die Sprache verschlagen, ich war entsetzt und auch berührt. Es scheint bereits vergessen, dass der ehemalige Bürgermeister den Gemeinderat seinerzeit überzeugt hat, es sei notwendig, den „Ochsen“ zu kaufen, weil der von der Eigentümerfamilie auserkorene Käufer eine „Spielhölle“ in der Gaststätte einrichten wolle und der „Ochsen“ doch als schwäbisches Gasthaus erhalten werden müsse.

Der Eindruck bleibt, dass ein durchdachtes Konzept für diesen Standort damals wie heute nicht vorliegt, das Ende dieses wohl ältesten Wirtshauses der Gemeinde Frickenhausen (geschätzt wurde ein Alter von etwa 400 Jahren), wurde begleitet von falschen Versprechungen und Halbwahrheiten. Der heutige Bürgermeister hat nicht nur meine Stimme bekommen weil er im Wahlkampf öffentlich und auch vielen Wählern gegenüber persönlich für den Erhalt des „Ochsens“ eingetreten ist. Nachdem das Gebäude jahrelang leer stand, ein Teilabriss vorgenommen wurde, der zur Folge hatte, dass das Haus über die Wintersaison an einer Seite notdürftig abgedeckt und der Witterung ausgesetzt war, ist der Zustand schlimmer als befürchtet.

Man hat als Außenstehender das Gefühl, es war ein wohldurchdachtes Vorgehen, genau zu diesem Zeitpunkt die öffentliche Begehung anzusetzen. Nachvollziehbar, dass jeder Unbeteiligte, der keine emotionale Bindung zum „Ochsen“ hat, nur zu einem Ergebnis kommen kann. Die SPD hat sich vehement für den Erhalt eingesetzt und auch andere Bürger versuchten, den Abriss zu verhindern. Die Fachwerkfassade soll jetzt erhalten werden. Wie das aussehen kann, davon mag sich jeder am ehemaligen „Rössle“ ein Bild machen. Ich bin mit dem „Ochsen“ eng verbunden und habe das Glück, sehr viele der Begebenheiten in diesem Haus zu kennen, oder auch das Gästebuch, das Namen wie „Peter Frankenfeld“ oder das „Golden Gate Quartett“ aufweist. Aber ebenso wie Peter Frankenfeld aus einer anderen Zeit zu kommen scheint, ist auch der „Ochsen“ für eine Gemeinde wie Frickenhausen wohl nicht mehr zeitgemäß. Das Auge gewöhnt sich schnell um, und wenn der Ochsen erst einmal abgerissen ist und ein weiterer dieser so typischen gesichtslosen Komplexe errichtet, werden wir uns kaum mehr erinnern, wie das Ortsbild „früher“ einmal war.

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