Leserbriefe

Das ist nicht mein Stuttgart

Maike Pfuderer, Stuttgart. Zum Artikel „Blankes Entsetzen nach Zerstörungsorgie“ vom 22. Juni. Das ist nicht mein Stuttgart, das war meine erste Reaktion am vergangenen Sonntagmorgen. Das ist nicht meine Mitte, für die ich fast zehn Jahre im Bezirksbeirat saß! Stuttgart ist vielfältig, weltoffen und friedlich.

Ob es nun das „Partyvolk“ war, das ob der Clubschließungen heimatlos ist, halte ich für ebenso strittig wie es mindestens fragwürdig ist, die Schuld nicht Deutschen zuzuschreiben. Auslöser war die Drogenkontrolle bei einem Minderjährigen mit deutscher Staatsangehörigkeit. Sicher ist, dass deutlich zu viel Alkohol im Spiel war!

Was ich allerdings spannend finde, ist die Tatsache, dass es der erste Samstag nach dem Lockdown war, an dem der VVS seine Nachtverkehre wieder aufgenommen hat. Die Menschen konnten die laue Stuttgarter Sommernacht genießen, die besondere Atmosphäre rund um Eckensee und Schlossplatz. Hierzu sind sie auch weiterhin willkommen!

Wir werden alle daraus lernen (müssen), die Polizei mit mehr Personal, sicher auch mit entsprechender Verstärkung der Anti-Konflikt-Teams, wir Bürger mit Wachsamkeit und Achtsamkeit. Aber es muss weitergehen. Wenn ich daran denke, als ich früher als Nürtingerin am späten Samstagnachmittag eben auch nach Stuttgart gefahren bin, sah ich viele junge Menschen, die auf dem Weg nach Stuttgart schon unglaublich viel Alkohol zu sich nahmen. Mengen, die ein normaler Alkohol trinkender Mensch sicher erst nach einer Partynacht konsumiert hätte.

Alkohol und Gewalt sind leider oft Partner in einer unheiligen Allianz. Daher ist die Lehre, die wir alle aus den Krawallen ziehen müssen, eine weitere Intensivierung der Alkohol- und Gewaltprävention. Diese sind aber nicht alleinige Aufgabe der Landeshauptstadt, sondern der ganzen Region. Manches Gewaltproblem der Samstagnacht beginnt eben auch schon kurz vor 17 Uhr an Gleis 2 in Nürtingen oder in Backnang, Schorndorf, Bietigheim und anderswo.

Zur Startseite