Oskar Fausel, Frickenhausen-Linsenhofen. Zum Leserbrief „Der Krieg und die deutsche Schuld“ vom 1. März. Dass wir den Krieg begonnen haben, ist bekannt. Aber nicht die Bevölkerung, sondern die damaligen Regierenden. Und was ist heute? Die Mehrzahl der Menschen unseres Landes lehnt eine Mehrverantwortung Deutschlands in der Welt ab sowie die familiären Auslandseinsätze unserer Soldaten. Wie damals weiß auch heute niemand, was sich daraus entwickelt.
Im Herbst 1944 war der Krieg im Westen verloren. Die alliierten Truppen hätten an Weihnachten 1944 in Berlin sein können. Man igelte sich ein, das heißt, man legte einen Stopp ein. Man hatte ja den Russen versprochen abzuwarten bis sie Berlin erobert beziehungsweise eingenommen haben. Unsere Luftwaffe und Luftabwehr waren am Boden zerstört. Man konnte also die zu bombardierenden Städte aussuchen. Dabei musste die Bevölkerung Schreckliches durchstehen, ob als Soldaten an der Front, bei den Bombardierungen oder als Vertriebene.
Vor dem Feuersturm, den Brandbomben und dem Bombenhagel gab es kein Entrinnen für Frauen, Kinder und alte Menschen. Eine psychische Betreuung gab es nicht, niemand kümmerte sich um sie. Von all dem liest man in den Geschichtsbüchern wenig. Die Historiker, Medien und Politiker lassen diese Zeit in einem anderen Licht erscheinen. Sie reisen, unsere Regierenden einschließlich dem Bundespräsidenten, zum Gedenken ins Ausland, um deren Opfern zu huldigen. Nach meiner Meinung wäre es besser, sich zurückzuhalten und sich der Vergangenheit zu erinnern. Zudem könnte man unseren jetzigen Freunden klar machen, dass sie so viel „Dreck am Stecken“ haben wie wir! Auch, dass wir nicht allein die Bösen waren!
Zum Schluss noch, ich verstehe mich als Zeugen meiner Zeit mit ganz persönlichen Eindrücken und Einblicken in eine Epoche, an die sich bald keine lebenden Menschen erinnern werden. Etwas zu hinterlassen war mir wichtig, wie es Mitte des 20. Jahrhunderts war. Ich habe dies in meinem Buch „Erinnerungen an eine Jugend in Krieg und Gefangenschaft“ festgehalten.
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