Stefan Rajic, Nürtingen. Zum Artikel „Schritt hin zu Biogas“ vom 19. Juli. Bei der Argumentation durch unsere Kommunalpolitik wird immer wieder betont, welch wichtige Rolle die geplante Biogasanlage für die Energiewende innehat.
Man sieht, sollte sie nicht gebaut werden, die Energiewende in Gefahr. Wie gefährdet ist die Energiewende tatsächlich, wenn man auf das „Musterprojekt“ verzichtet?
Wärme für 700 Haushalte (20 Prozent des Nürtinger Gasbedarfs) soll eine Anlage liefern. Bezogen auf ganz Nürtingen mit seinen 17 500 Haushalten wären das vier Prozent, oder 25 Biogasanlagen, die Nürtingen nur mit Wärme, aber noch mit keinem Strom versorgen könnten. Vorwiegend mit Speiseresten sollen diese speziellen Anlagen betrieben werden. Eine Anlage, wie sie in Nürtingen geplant wird, beansprucht circa 45 000 Tonnen Speisereste pro Jahr, um die benötigte Wärmeenergie zu produzieren. Geschätzte 2 Millionen Tonnen an Speiseresten fallen in Deutschland jährlich an. Damit könnten circa 50 „Biogasanlagen“ betrieben werden. Mit der Energieausbeute aller Anlagen wäre man dann immerhin imstande, zwei Kleinstädte wie Nürtingen „nur mit Wärmeenergie“ zu versorgen. Wirklich ein Projekt, das einen wertvollen Beitrag zur Energiewende leistet, oder ist diese gesamte Speiserestevergärung nur ein Tropfen auf den heißen Stein?
Zusätzliche Eigenschaften, die den Anlagen zugesprochen werden, wie klimaschonend, ökologisch und wirtschaftlich, stehen nur im Hochglanzprospekt und sind nie durch Zahlen oder eine ordentliche Ökobilanz belegt worden.
Auch wenn die 50 Anlagen nicht gebaut werden, wird mit Sicherheit keine Energiewende gefährdet. Als Musterprojekt zur Energiegewinnung eignet sich nämlich eine Müllentsorgungsanlage, die bei übermäßigem Flächenverbrauch verhältnismäßig wenig und teuer Energie produziert, absolut nicht. Gibt es noch andere wichtige Gründe, die wir Bürger nicht kennen, weshalb diese ineffiziente und monströse Anlage auf dem Großbettlinger Gatter gebaut werden soll?
Leserbriefe | 28.06.2025 - 05:00
Enttäuscht vom AWB
Heinz-Rüdiger Haase, Großbettlingen.
In jüngster Vergangenheit ist über die chaotische Umstellung des neuen Entsorgers der Gelben Tonne ausgiebig berichtet worden. Meine Hoffnung war, dass damit die organisatorischen Probleme der Entsorgung durch die ...