Jakob Fuchs, Nürtingen. Bahnfahren am Morgen ist für viele Berufspendler und Schüler eine eher lästige Übung. Neben Zeitung und Schlaf gibt es für viele Reisende anscheinend keine Alternativen. Doch wo die Not groß ist, wächst das Rettende auch: Die Deutsche Bahn AG hat diesen unhaltbaren Zustand erkannt und reagiert darauf mit der aktuellen Fahrplanänderung. Was hier als Kürzung daherkommt, ist in Wahrheit ein speziell auf Pendler zugeschnittenes Infopaket zum Thema Glaubensfragen. So wurde in der Regionalbahn um 7.13 Uhr mit der Streichung von fünf Waggons zunächst die für eine solche Auseinandersetzung nötige intime Atmosphäre unter den Passagieren geschaffen. Das multimediale Programm beginnt jedoch bereits am Bahnsteig.
Am vergangenen Montag und Dienstag wurde in den Lautsprecherdurchsagen die besagte Regionalbahn mit dem Endbahnhof Stuttgart angekündigt. Wer daran glaubte, musste jedoch enttäuscht werden, denn die Reise ging nur bis Esslingen! Am folgenden Tag hatten sich die Passagiere mit konkurrierenden Glaubensangeboten auseinanderzusetzen: Die Durchsage sprach von Esslingen, während auf dem Zug Plochingen als Fahrtziel beworben wurde. Schließlich wurde die Woche mit einem energischen Druck aufs Gaspedal beschlossen, als am Freitag der Zug in Esslingen-Zell nicht nur ein rotes Signal überfuhr, sondern auch über den Haltepunkt selbst hinwegraste und so selbst den althergebrachten Fahrplanglauben im Regen stehen ließ! Wir kamen so zum ersten Mal sogar zu früh in Esslingen an. Ich danke der Landesregierung und besonders unserer Deutschen Privatbahn für dieses Zeichen von Corporate Social Responsibility!
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