Leserbriefe

Auch die Hintergründe genau betrachten

Dr. Gerhard Steigerwald, Nürtingen. Zum Artikel „Minarett-Verbot entsetzt Kirchen und Muslime“ vom 1. Dezember. Das Verbot der Minarette durch die Mehrheit der Schweizer Bürger richtet sich nicht gegen die Religionsfreiheit der Muslime in der Schweiz. Niemand verbietet ihnen, auch künftig Moscheen zu bauen und nach ihrer Religion zu leben. Das wird bei der hitzigen Diskussion immer wieder (gerne?) übersehen. Wenn man gerecht urteilen will, darf man nicht die Hintergründe einer solchen Entscheidung außer Acht lassen. Dieses Votum ist vor allem ein Aufschrei gegen den Aufbau einer Parallelgesellschaft durch bestimmte muslimische Gruppen in der Schweiz: türkische Gettos in Städten, sodass sich die Einheimischen in ihrem eigenen Land fremd fühlen; außerdem keinerlei Bereitschaft bestimmter Gruppen zur Integration und damit verbunden Verschlossenheit gegenüber jedem Schweizer Bürgersinn.

Andererseits: Wer sich für die Religionsfreiheit im Namen der Menschenrechte einsetzt, darf nicht auf dem anderen Auge blind sein und zur massiven Behinderung der christlichen Kirchen in der Türkei und in anderen islamischen Ländern schweigen. Man hat auch noch keine Stimme von Moslems gehört, die sich in ihren Heimatländern für die Religionsfreiheit der Christen und den Bau christlicher Kirchen einsetzten. Zu den Protesten islamischer Regierungen kann man nur feststellen: Wer selbst das Verlangen nach Religionsfreiheit nicht erfüllt, entzieht seinen diesbezüglichen Forderungen selbst die moralische Berechtigung.

Nicht die Schweizer Stimmbürger sind hier in erster Linie gefordert, sondern die Muslime selbst, endlich ihren Beitrag zur Integration zu leisten mit der Bereitschaft zu gemeinsamem Bürgersinn und zu aktivem Respekt vor einer anderen Kultur. Schon das Grüßen der Hausgemeinschaft und die Erwiderung ihrer Grüße wäre in nicht wenigen Häusern ein erster Schritt dazu.

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