Leserbriefe

111 000 Menschen sind an Covid-19 verstorben

Dr. Rainer Graneis, Nürtingen (Pandemiebeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung für den Landkreis Esslingen). Zu den Leserbriefen „Regieren mit Feindbildern?“ und „Auch gegen partielle Covid-Impfpflicht“ vom 24. Dezember sowie „Feindbilder und Covid-Impfpflicht“ vom 28. Dezember.

Bei den Impfstoffen von Biontech und Moderna handelt es sich nicht um „Genspritzen“, die in das Erbgut, die DNA eingreifen, sondern um ein Prinzip, das in der Behandlung von Patienten schon seit 20 Jahren eingesetzt wird. Es findet keine Genmanipulation statt, sondern es wird die Bauanleitung für einen kleinen Teil des Virus verabreicht, den der Körper dann produziert.

Dazu einige wissenschaftlich belegte Zahlen, unter anderem vom Paul-Ehrlich-Institut (Impfstoffe), dem Robert-Koch-Institut (Infektionskrankheiten) und dem Statistischen Bundesamt.

Weltweit sind mittlerweile knapp 8,5 Milliarden Impfdosen verimpft worden, in Deutschland ungefähr 150 Millionen.

Wie bei jeder Behandlung mit Arzneimitteln oder Impfstoffen können schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten, bei den üblichen Standardimpfungen der Kinder um 0,1 Promille, bei der Impfung gegen Covid-19 um 0,2 Promille. Alle Ärztinnen und Ärzte sind verpflichtet, solche Nebenwirkungen zu melden.

In Deutschland sind bei über sieben Millionen Infizierten 111 000 Menschen an oder mit Corona verstorben, das sind ungefähr 16 Promille oder einer von 70 Erkrankten. Dabei sind 70 Prozent der Verstorbenen über 80 Jahre, das Durchschnittsalter der im Krankenhaus Verstorbenen beträgt 80,3 Jahre.

Im Jahr 2020 sind in deutschen Kliniken 176 000 Patienten mit Covid-19 aufgenommen worden, jeder sechste Patient ist daran verstorben. Auf den Intensivstationen Deutschlands wurden 2021 knapp 2000 Patienten mit Covid-19 behandelt, 70 Prozent davon waren ungeimpft – obwohl der Anteil der Ungeimpften an der Gesamtbevölkerung lediglich 30 Prozent beträgt.

Seit Oktober 2021 ist eine deutliche Übersterblichkeit in Deutschland zu verzeichnen, die zu einem Drittel auf Coronapatienten zurückzuführen ist.

Das sind alles eher trockene Zahlen, hinter denen jedoch viele traurige Schicksale stehen. Vermeidbare Todesfälle und schwere Krankheitsverläufe sollten verhindert werden, wobei das nach meiner Einstellung für den 82-Jährigen genauso wichtig ist wie für die 45-Jährige.

Eine starke Gemeinschaft zeichnet sich dadurch aus, dass sie einerseits andere Meinungen zulässt und andererseits dafür Sorge trägt, die Schwächeren und Älteren zu schützen.

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