Der sich zuspitzende Machtkampf zwischen Donald Trump und der amerikanischen Notenbank Fed sorgt an den Finanzmärkten für Turbulenzen. Investoren bangen um die Unabhängigkeit der Zentralbank rund um Präsident Jerome Powell, die Trump seit Monaten attackiert. Nach Trumps Ankündigung, die Fed-Gouverneurin Lisa Cook mit sofortiger Wirkung aus ihrem Amt zu entlassen, gaben die Aktienmärkte nach, während Investoren sichere Häfen wie Gold suchten.
In London legte der Preis für eine Feinunze (etwa 31,1 Gramm) in der Nacht zum Dienstag binnen kurzer Zeit um fast 40 US-Dollar zu und stieg bis auf rund 3.386 Dollar. Am Morgen kostete Gold 3.376 Dollar je Feinunze. Damit näherte sich der Goldpreis dem Rekord aus dem April bei 3.500 Dollar je Unze.
An den Börsen scheuten Investoren dagegen das Risiko, auch wegen Sorgen um eine erneute Eskalation des Zollstreits zwischen USA und China. Der deutsche Leitindex Dax sank am Vormittag um rund 0,5 Prozent, auch der Mittelwerteindex MDax und der Eurozonen-Index Eurostoxx 50 fielen.
Mit der angekündigten Entlassung von Cook greift Trump in die Personalpolitik der Fed ein. Zur Begründung schrieb er, dass es hinreichende Gründe zu der Annahme gebe, dass sie in einem oder mehreren Hypothekenverträgen falsche Angaben gemacht habe.
Die Eskalation zwischen Trump und der Fed lasse ein Szenario an Wahrscheinlichkeit gewinnen, «in dem die Fed zunehmend politisch dominiert wird», kommentierten Analysten der Dekabank. Dies könnte zu Zinssenkungen in den USA führen. Trump versucht immer wieder, auf die Politik der US-Notenbank Einfluss zu nehmen: Nach dem Rücktritt der Fed-Vorständin Adriana Kugler nominierte er kürzlich seinen Wirtschaftsberater Stephen Miran als Übergangslösung.
Cook machte deutlich, dass sie um ihren Posten kämpfen will. «Der Präsident gab an, mich mit Gründen zu feuern, während rechtlich keine Gründe existieren - und er keine Vollmachten hat, dies zu tun», teilte ihre Anwaltsfirma mit. Ein Präsident kann per Gesetz Zentralbank-Gouverneure nur entlassen, wenn es hinreichende Gründe gibt.
Seit Monaten fordert Trump von Fed-Präsident Powell sinkende Leitzinsen - vergeblich. Der Leitzins in den USA liegt seit Monaten in der Spanne von 4,25 bis 4,5 Prozent. Zu diesem Satz können sich Geschäftsbanken von der Zentralbank Geld leihen.
Trump hatte als Reaktion auf die verwehrten Zinssenkungen wiederholt den Rücktritt von Powell gefordert, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Er beschimpfte Powell als «Mr. zu spät» und «sturen Dummkopf». Ob ein US-Präsident den Chef der Fed überhaupt absetzen kann, ist juristisch allerdings nicht abschließend geklärt.
Erst vergangene Woche signalisierte Powell Zinssenkungen mit Verweis auf eine Schwäche des US-Arbeitsmarktes. Eine Senkung des Leitzinses scheint im September nun möglich.
Zinssenkungen kurbeln in der Regel die Wirtschaft an, da sich Firmen und Haushalte dann günstiger Geld leihen können. Zudem wären sinkende Zinsen für die USA vorteilhaft, um die steigende Staatsverschuldung zu stemmen. Nach Ansicht von Ökonomen könnten Zinssenkungen aber die Inflation anheizen - auch, weil die Folgen der Zollpolitik Trumps nicht absehbar sind.
Die Attacken von Trump auf die Fed haben zum Vertrauensverlust in die US-Finanzmärkte beigetragen. Seit dem Amtsantritt von Trump im Januar hat der Dollar deutlich an Wert verloren, während der Euro stark zugelegt hat.
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