Weihnachtsgrüße

Wo Traum und Hölle nah beieinander liegen

Hendrik Müller ist seit März in Australien. Weihnachten verbringt er in einem großen Strandhaus bei Perth. Zum Jahreswechsel fliegt er nach Sydney.

Hendrik Müller ist in Australien unterwegs. Um seine Reise zu finanzieren, arbeitet der Neckartenzlinger. Foto: privat

Während in Deutschland Minusgrade herrschen, hat es zurzeit in Australien täglich rund 35 Grad. Seit zehn Monaten bin ich nun schon mit meinem Working Holiday Visa am anderen Ende der Welt.

Angefangen hat meine Reise am 6. März diesen Jahres. Mit zwei Rucksäcken und den Hosen voll, ging es in den Flieger von Frankfurt nach Sydney. In Sydney angekommen habe ich mich direkt auf mehreren Farmen in New South Wales beworben, um so meine Reise zu finanzieren und mein Visa zu verlängern. Die Arbeitsuche war leider schwieriger als gedacht. Nach drei vergeblichen Wochen hatte ich nur ein einziges Angebot, auf einer Bananenfarm zu arbeiten, die aber eigentlich eine versteckte Hanf-Plantage war. Der Gutmensch in mir musste dieses Angebot jedoch schweren Herzens ablehnen.

Weitere Wochen ohne Job vergingen, also kam ich zu dem Entschluss, die Arbeit einfach zu verschieben und erstmal etwas vom Land zu sehen. Ich reiste mit dem Greyhound Bus von Sydney nach Brisbane. In Brisbane habe ich direkt ein paar andere Deutsche kennengelernt und zusammen haben wir uns einen Camper gemietet und es ging weiter von Brisbane in den Norden der Ostküste, nach Cairns.

Dort angekommen trennten sich unsere Wege auch schon wieder. Mittlerweile war es schon Ende Mai. Ohne Plan, was als nächstes passiert, habe ich durch diverse Facebook Gruppe gestöbert und bin auf eine Gruppe getroffen, die von Cairns nach Perth fahren wollte, mit einem Zwischenstopp am Uluru (Ayers Rock) mitten im Outback. Nach zwölf Tagen mit je sechs bis acht Stunden Fahrt sind wird dann auch endlich in Perth angekommen.

Dort wurde ich direkt bei der Autovermietung abgewiesen. Zwei Wochen musste ich warten, bis das nächste Auto wieder verfügbar war. Also habe ich spontan einen Flug auf die Philippinen gebucht und dort zwei Wochen Urlaub auf der Insel Boracay gemacht.

Zurück in Perth ging es dann auf einen Road-Trip entlang der Westküste bis nach Broome, dann einmal durchs Outback wieder in den Süden nach Esperance und von dort aus wieder zurück nach Perth.

Nun war ich wieder hier: ohne Plan, ohne Freunde und mit wenig Geld. Ich wusste, es muss sich etwas ändern. Also habe ich bei Google geguckt, welcher Job einfach ist und gleichzeitig viel Geld bringt. So bin ich auf die australischen Eisenminen gestoßen. Was sich anfangs als unmöglich herausstellte, war durch eine zufällige Begegnung in einem Hostel nicht mehr soweit entfernt. Er gab mir die E-Mail seines Chefs, der mich dann am Tag darauf zum Vorstellungsgespräch einlud.

Hendrik Müller hat schon viele Orte in Australien besucht. Foto: privat

Selten hatte ich so viel Angst vor einem Gespräch, denn mir war klar, dass dieses Gespräch über meine Zukunft in Australien entscheiden kann. Im Endeffekt war ihm alles egal und er wollte nicht einmal meine Referenzen sehen. Mit dem Job in der Tasche ging es zurück und ich konnte anfangen, alle nötigen Lehrgänge zu starten.

Nach drei Monaten Warten und einer spontanen dreiwöchigen Reise nach Malaysia ging es dann endlich los: 14 Tage Nachtschicht in einer Mine in Port Hedland, im Norden von Western Australia.

Bei 30 Grad und 80 bis 100 Prozent Luftfeuchtigkeit ging es für mich zwei Wochen täglich von 17.30 bis 5.30 Uhr in die Hölle. Nun bin ich hier schon seit knapp drei Monaten am Hin- und Herfliegen von Mine zu Mine, um meine zukünftigen Reisen zu finanzieren.

Da ich nun schon seit knapp fünf Monaten in Perth im gleichen Hostel lebe, habe ich auch viele gute Freunde aus aller Welt kennengelernt. Zusammen haben wir uns für Weihnachten ein großes Strandhaus etwas südlich von Perth gemietet. Dort werden wir zu zehnt für eine Woche leben, essen, das gute Wetter genießen und eine schöne Weihnachtszeit haben.

Für mich geht es anschließend nach Sydney, wo ich eines der größten Feuerwerke der Welt sehen darf. Noch ist es unklar, wann und wie meine Reise zu Ende geht, aber eins ist klar: Das war mit Abstand das beste Jahr in meinem Leben.

Ich möchte mich hier noch bei Rasmus Ingwersen bedanken, der mir große Starthilfe gegeben hat und ohne den ich überhaupt gar nicht auf Idee gekommen wäre, diese Reise zu beschreiten.

Hendrik Müller

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