Weihnachtsgrüße

Wo Nikolo und Krampus an die Tür klopfen

An Mattea Lamparters Stelle grüßt heuer ihr Sohn Adrian. Der kleine schwäbische Österreicher lebt in Hallein.

Mit einem Martiniganslessen starten in Österreich die winterlichen Traditionen – auch für Adrian und seine Eltern Mattea Lamparter und Philipp Vidmar.

Griaß Eich, ich bin Adrian und melde mich das erste Mal für die Weihnachtsgrüße. Ich bin seit Ende August auf der Welt. Zwar bin ich in Hallein in Österreich geboren, da meine Mama jedoch aus Köngen ist, bin ich auch ein kleiner Schwabe.

Durch mich lernt meine Mama ihre Wahlheimat Hallein im Salzburger Land noch einmal aus einer anderen Perspektive kennen. So weiß sie jetzt zum Beispiel auf welchen öffentlichen Toiletten es Wickelmöglichkeiten gibt, welche Almhütten besonders kinderfreundlich sind, dass man mit Baby auf dem Arm an der Supermarktkassa wirklich oft vorgelassen wird und dass das Kopfsteinpflaster in der Salzburger Altstadt mit dem Kinderwagen eine anstrengende Angelegenheit ist.

Ich durfte in meinen ersten Lebensmonaten schon viel erleben: Zum Beispiel bin ich mit meiner Mama auf diverse Gipfel gestiegen, habe Radtouren im Fahrradanhänger unternommen und durfte auf einer Berghütte auf 1800 Meter übernachten. Dies alles geschah – selbst im November – bei schönstem Spätsommerwetter und teilweise im T-Shirt (für Mama), ich muss immer eine Haube (= Mütze), Socken und warmes Gwand (= Kleidung) tragen). Da man hier im Alpenraum den Klimawandel schon ganz besonders spürt, konnte ich leider meinen Schneeanzug und den Schlitten noch nicht ausprobieren. Dabei wurden mir hervorragende Ski- und Snowboardgene von Mama und Papa in die Wiege gelegt. Es rechnen aber alle damit, dass der Schnee, gemeinsam mit den Touristen, im neuen Jahr dann kommt. Die Winterbräuche starten im Salzburger Land am 11. November. Allerdings feiert man an diesem Tag nicht den Karneval, sondern den Martinstag, wo traditionsgemäß die ganze Familie zum Martiniganslessen zusammenkommt. Wir waren bei der Familie von meinem Papa und ich durfte zuschauen wie Gans, Rotkraut, Semmelknödel, Birnenspalten und Maroni verputzt wurden. Am 26. November geht’s dann mit einem anderen Salzburger Brauch weiter: Die ersten Krampus- und Perchtenläufe stehen an. Ich war sehr gespannt auf die handgeschnitzten Holzmasken, zotteligen Fellkostüme und lauten Glocken, mit denen die Kramperl die bösen Geister austreiben. Eigentlich findet diese Tradition am 5. Dezember, dem Krampustag, statt. Damit man aber zu mehreren Läufen gehen kann, wird das Datum oft großzügig ausgelegt. Mama und Papa nahmen mich mit zum Krampuslauf der „Rifer Acheteifen“, das ist ein Pass (so werden die Krampusvereine im Fachjargon genannt) aus unserer Siedlung Rif, die an der Königsseeache liegt. Und Teifen, weil’s halt ganz gefährliche Teufel sind? Am 5. Dezember selbst hätten wir gar keine Zeit für einen Krampuslauf, da kommt nämlich der Nikolo (= Nikolaus) zu uns nach Hause. Traditionellerweise findet der Besuch immer am Vorabend vom Nikolaustag statt. Diesen Service kann man bei seinem örtlichen Pass buchen, der dann zwei Mitglieder schickt, die als Nikolo und Krampus an die Tür klopfen. Je nachdem wie brav man war, gibt’s dann Geschenke oder eine Lektion vom Krampus. Ich hoffe, dass der Nikolo von meinen Schreianfällen nichts mitbekommen hat und sich durch mein süßes Lachen verzaubern lässt.

Dann stehen noch diverse Christkindlmärkte auf dem Programm und so füllt sich die Adventszeit mit vielen spannenden und gschmackigen (= leckeren) Erlebnissen! Bisher haben mich meine einzigen Ausflüge nach Deutschland ins benachbarte Berchtesgadener Land geführt. Darum freue ich mich schon ganz besonders auf Weihnachten, wenn ich das erste Mal im Ländle sein werde. Ich grüße meine Oma Gerlinde, meinen Opa Werner und Onkel Chrissi mit einem fröhlichen „gaaaaah“ und wünsche allen Leserinnen und Lesern gesegnete Weihnachten!

Servus & ade euer

Adrian

mit Mattea Lamparter und Philipp Vidmar

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